Vorwort: Der Verein als Konkurrent
Jugend- und Nachwuchsarbeit im Verein ist heutzutage eine kleine Herausforderung. Als Vereine konkurrieren wir heutzutage nicht nur untereinander, sondern mit einer nahezu unüberschaubaren Anzahl an alternativen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen. Dessen muss man sich bewusst werden. Denn erst dann kann man die nötige Strategie entwickeln, langfristig erfolgreiche Jugendarbeit zu betreiben.
Eltern kennen die Sprunghaftigkeit ihrer Kinder zu Genüge, sind doch die Auswahlmöglichkeiten grenzenlos. Hatten wir in den frühen 2000ern noch viele – auch interne – Diskussionen über junge Menschen, die nur noch zu Hause „vor ihren Kisten“ sitzen, so scheint mir diese Annahme heute überholt. Kinder und Jugendliche wollen raus, was erleben, mit Freunden zusammen sein.
Hier müssen sich Vereine etwas einfallen lassen. Nur das reine Training reicht oftmals nicht aus, Ideen sind gefragt, mehr zu bieten und vielfältige Interessen zu bedienen. Hier hatte ich fünf gute Gründe aufgezählt, warum Nachwuchsarbeit generell wichtig in Vereinen ist und heute möchte ich Euch einige Ideen beschreiben, was man machen kann, um die Nachwuchs- und Jugendarbeit anzukurbeln.
1. Idee: Jugendvorstand/ Jugendausschuss
Ein Jugendvorstand hat nicht nur die Aufgabe, die Interessen aller Kinder und Jugendlichen im Verein gegenüber den Erwachsenen und dem Vorstand zu vertreten. Er kann und soll auch organisatorische Aufgaben übernehmen. Wenn man die dafür notwendigen Strukturen nicht im Verein besitzt oder eine noch kleine Anzahl Jugendlicher hat, kann man auch einen Jugendausschuss ins Leben rufen, bei dem man sich mit Jugendvertretern aus verschiedenen Mannschaften regelmäßig trifft. Diese haben dann die Möglichkeit, ihre Wünsche und Interessen vorzutragen. Das muss auch nicht zwingend ein Vorstandsmitglied sein, es kann auch ein/e engagierte/r Trainer/In sein, die zwischen Jugend und Abteilung oder Verein vermittelt.
Auf diese Weise hat der Vorstand den Vorteil, die Anliegen der Jugend aus erster Hand wahrzunehmen und entsprechende Ausflüge und Veranstaltungen in das Sportjahr einzuplanen. Ich werde bei Gelegenheit noch einen ausführlichen Artikel zur Installierung eines Jugendvorstands schreiben und dort auch auf alles Wichtige eingehen. Mit einem Jugendausschuss seid Ihr aber auf jeden Fall schon mal auf einem guten Weg. Wichtig dabei ist, dies nicht einmalig abzuhalten, sondern einen Rhythmus zu etablieren, an den sich alle Beteiligten gewöhnen können und der auch Verlässlichkeit vermittelt. Auch sollte man versuchen, keine unnötigen Wege oder zu viel zusätzliche Zeit zu verlangen. Ein Jugendausschusstreffen gegen Ende oder kurz nach der Trainingszeit, wenn sowieso schon viele Kinder und Jugendliche in der Halle sind ist für den Anfang völlig ausreichend.
2. Idee: Besuch von Bundesligaspielen
Der Besuch von Erstligisten an Spieltagen ist auch ein geeignetes Mittel, um einen schönen Gruppenausflug zu unternehmen, den Zusammenhalt zu stärken und sich dabei noch erstklassiges Volleyball anzusehen. Die Ticketpreise sind meist sehr erschwinglich und bei manchen Vereinen ist sogar bereits die Zugfahrkarte im Ticket mit enthalten, was eine entspannte An- und Abfahrt mit sich bringt. Nach meinen Erfahrungen sind besonders diejenigen, die zum ersten Mal auf solche einem Spiel mehr als beeindruckt. Die Stimmung ist oft einfach nur grandios und das, was die Mannschaften auf dem Platz zeigen oft spektakulär und eine völlig andere Welt, als das, was man von „zu Hause“ gewohnt ist. Aber auch bei den Kindern und Jugendlichen, die schon mehrfach bei erstklassigen Spielen waren kommt immer wieder Begeisterung zum Vorschein.
Organisatorisch kann man die jungen Sportlerinnen und Sportler auch bei einem Bundesligabesuch hervorragend einbinden. Beispielsweise kann jemand die Aufgabe übernehmen, die Zeiten der Bahn herauszufinden oder das Geld einzusammeln. Jemand kann die Tickets bestellen oder bekommt die Aufgabe, die anderen Teilnehmer vorher oder auf der Fahrt über die Mannschaften, die gegeneinander spielen, ausführlich zu informieren. Das können auch zwei übernehmen, jede/r für ein Team. Ihr solltet auch immer direkt die Eltern mit anschreiben, sie einbinden und auch einladen, sich ebenfalls anzumelden und mitzufahren. Es gibt immer mal den einen Papa oder die andere Mama, die gerne mitkommen und sich ebenfalls von der Begeisterung in der Halle anstecken lässt. Wenn Ihr keinen Erstligisten in Eurer Nähe habt, schaut, ob es vielleicht Zweitligisten gibt. Manchmal sind diese weniger bekannt und liegen dann oft doch gar nicht so weit weg.
3.Idee: Elternarbeit
Das Thema Elternarbeit ist meiner Erfahrung nach etwas, das viele Vereine leider ziemlich vernachlässigen, obgleich hier viel Potential versteckt ist. Manchmal ist es allerdings auch den eigenen knappen Ressourcen geschuldet, denn welcher Verein, der schon ständig auf der Suche nach eigenen Leuten ist, die sich einbringen hat noch die Zeit und Motivation, ein Konzept zur Elternbindung zu entwickeln und zu leben? Auf dieses Thema werde ich in einem späteren Artikel genauer und ausführlicher eingehen, allerdings kann man auch hier anfangen, kleine Dinge vorzubereiten. Das beginnt schon mit kleinen Gesprächen, wenn die Kinder zum Training gebracht oder abgeholt werden. Nehmt Euch die Zeit als Trainer/In, ein bisschen früher in der Halle zu sein oder etwas länger zu bleiben, so dass die Eltern Euch kennen lernen können.
Was man auf jeden Fall versuchen sollte, ist einen kleinen Elternabend am Anfang der Saison auf die Beine zu stellen. Auch wenn bestimmt nicht 100% aller Eltern anwesend sein werden, so ist doch jeder einzelne Elternteil ein Gewinn, denn die Teilnahme eines jeden Einzelnen zeigt letztlich Interesse an dem, was Ihr als Verein bietet. Ihr solltet diese Veranstaltung möglichst kompakt planen und auch in die Einladung schreiben, wie lange sie in etwa dauern wird. Auf dem Elternabend solltet Ihr Euren Verein kurz vorstellen und erzählen, was Ihr das Sportjahr über plant. Hier könnt Ihr bereits prima auf die Punkte aufmerksam machen, bei denen noch Hilfe benötigt wird. Macht ihnen eine Tür auf, durch die sie gehen können, um sich zu beteiligen. Hier findet Ihr meinen Artikel mit Ideen, wie man Eltern in den Verein und in die Abteilung einbinden kann.
4. Idee: Ball-über-die-Schnur-Turnier für Grundschulen (speziell für Volleyball)
Als ich angefangen habe, Volleyball zu spielen war ich in der 5. Klasse und kam durch eine AG mit dem Sport zum ersten Mal in Berührung. Ein sehr engagierter Lehrer, der zugleich der damalige Abteilungsleiter war, lief durch alle fünften Klassen und bot eine AG, eine Art Schnupper-Volleyball-Kurs an, zu dem einige aus meiner Klasse – und ich auch ab da regelmäßig gingen. Das ist ein paar Jahre her. Heutzutage beginnen viele Vereine bereits in der Grundschule auf sich aufmerksam zu machen, bieten AG´s an oder nehmen an Projektwochen teil.
Eine relativ einfaches Mittel, mit dem Ihr an Grundschulen für Euch werben könnt, ist die Organisation eines Ball-über-die-Schnur-Turniers. Ihr könnt ein paar Flyer drucken oder drucken lassen und geht damit durch Eure Grundschulen. Denkt bitte daran, dass viele Schulen es gerne sehen, wenn man vorher anfragt. Ihr könnt auch die Lehrer bitten, die Flyer in den Klassen zu verteilen. Für das Turnier selbst benötigt Ihr natürlich eine Zeit, am besten einen Samstagvormittag und baut möglichst viele Kleinfelder auf. Zu Miniturnieren findet Ihr eine Menge Infos im Internet. Hier geht es darum, möglichst einfach und ohne große Regeln die Kinder mit Spaß ans Volleyball heranzuführen. Fall Ihr eine Siegerehrung einplant solltet Ihr schauen, dass alle etwas gewinnen und sich jeder als Sieger fühlt. Besser als der Erste, Zweite, Dritte … Platz ist so etwas, wie eine Mitmachurkunde oder ähnliches. So vermeidet Ihr Enttäuschungen. Und natürlich solltet Ihr die Kinder während oder nach dem Turnier in Euer Training einladen, sollte es ihnen gefallen haben.
5. Idee: Tagesausflüge
Ein beliebter Programmpunkt im Jahr können auch immer Tagesausflüge sein, die Ihr Euren Kindern und Jugendlichen anbietet oder besser noch: Mit Ihnen gemeinsam organisiert. Das kann ein Ausflug in einen Freizeitpark sein, eine Radtour oder eine Tagesetappe bei einer Kanutour. Fragt in Euren Mannschaften nach, was sie gerne mal machen würden oder führt eine kleine Abstimmung durch. Bei der Organisation könnt Ihr die Jugendlichen einbinden, in dem sie beispielsweise die Teilnehmer organisieren sollen oder Informationen über Preise & Öffnungszeiten. Überlegt Euch, ob Ihr mit der Bahn fahren wollt oder ob Ihr ggf. Eltern habt, die einen Fahrdienst übernehmen können und so auch hier wieder mit eingebunden werden.
Alternativ, gerade wenn Ihr viele seid, könnt Ihr Euch auch überlegen, einen großen Bus zu mieten. Wenn man den Preis auf 30 Personen oder mehr umlegt, ist es gar nicht mehr so teuer und vielleicht gibt Euch Euer Verein ja auch was dazu. Schließlich sollte diesem Jugendarbeit auch etwas wert sein. Es gibt einige Portale, auf denen Ihr Euer Ziel und einige Angaben eingeben könnt und danach Direktangebote von verschiedenen Busunternehmen bei Euch ankommen. So könnt Ihr Euch den günstigsten/ besten raus suchen, der zu Euch passt.
Denkt bei allen Ausflügen immer daran, Euch eine von den Eltern unterschriebene Anmeldung geben zu lassen. Am Besten mit einer Nummer, wo diese im Notfall zu erreichen sind. Je nach Alter der Gruppe sollten auch Einwilligungen unterschrieben sein, dass sie das Kind alleine oder in Gruppen frei bewegen darf. Falls Ihr schwimmen geht sollten die Eltern separat bestätigen, ob Ihr Kind Schwimmer oder Nichtschwimmer ist. Erkundigt Euch auch nach Themen wie Versicherungsschutz, das könnt Ihr immer direkt bei Eurem Verein machen.
Immer: Tue Gutes und berichte darüber
Keine Falsche Bescheidenheit, wenn es darum geht, die Dinge, die Ihr umsetzt auch der Aussenwelt mitteilt. Ein inzwischen schon klassisches Mittel, welches aber immer noch funktioniert ist Facebook. Aber auch Plattformen wie Instagram können prima genutzt werden. Beschäftigt Euch aber zuvor ein wenig mit der neuen Datenschutzverordnung. Stellt außerdem sicher, dass von den Kindern und Jugendlichen, die Ihr auf Bildern veröffentlicht auch das Einverständnis der Eltern schriftlich vorliegt.
Und natürlich noch die örtliche Presse. Diese ist nach wie vor das wichtigste Medium. Ihr solltet zu Euren Aktionen kleine Pressemitteilungen schreiben, einen Presseverteiler anlegen und die Artikel verschicken. Umso regelmäßiger Ihr etwas verschickt, desto mehr gewöhnen sich die Zeitungen daran, dass sie etwas von Euch bekommen und die Chancen, dass es platziert wird, ist größer.
Ein Tipp sind auch kleine, lokale Werbeanzeiger oder Zeitungen. Diese sind oft auf der Suche nach Inhalten, die sie abdrucken können und freuen sich besonders über regionale Inhalte. Bei diesen „Blättchen“ haben wir es einige Male sogar auf die Titelseite geschafft. Vergesst nicht, immer ein ordentliches Foto zu allen Beiträge mitzuschicken. Achtet darauf, dass es in Originalgröße und nicht bearbeitet bei den Printmedien landet.
Kleines Fazit
Das waren nur ein paar wenige Ideen und Ansätze, was man alles machen kann. Auf vieles werde ich noch ausführlicher eingehen und Einzelbeiträge verfassen, zum Beispiel zum Thema Jugendvorstand oder Elternarbeit. Letztlich ist das, was Ihr anbieten könnt auch immer von Euren Kindern- und Jugendlichen und deren Interessen abhängig. Wichtig ist, dass man überhaupt etwas macht und wenn es nur in einem kleineren Rahmen ist.
Lasst Eurer Kreativität freien Lauf und probiert auch mal die ein oder andere Idee aus. Auch wenn sie am Anfang vielleicht etwas verrückt klingt. Schaut Euch in benachbarten Vereinen und auch in anderen Sportarten um, was diese so treiben. Lasst Euch von neuen Ideen inspirieren. Habt keine Angst davor, zu scheitern aber habt auch einen langen Atem, um Ideen nochmal zu versuchen, wenn es beim ersten Mal nicht gelingt.
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Ich danke Dir!
[…] sollte. Also beispielsweise Fahrten, Ausflüge, Rahmenprogramme und dergleichen. Im Grunde alle Ideen, die die gesamte Nachwuchsarbeit beleben und für die ansonsten die Kapazitäten nicht vorhand… Alles, was man in der Freizeit über das Training hinaus organisieren […]