Bisher 181 mal gelesen, davon heute 15 mal
Lesedauer | 34 Minuten
Südtirol und der Gardasee – zwei Regionen, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten und doch so perfekt zusammenpassen. Hier, wo sich majestätische Alpengipfel mit sanften Weinbergen abwechseln und sich mediterrane Leichtigkeit mit alpiner Tradition vermischt, beginnt eine Reise, die nicht nur landschaftlich beeindruckt, sondern auch kulinarisch und kulturell einiges bereithält.
In diesem Bericht nehme ich euch mit auf eine Tour voller Kontraste: Von den charmanten Laubengängen Merans über die geschichtsträchtigen Plätze Bozens bis hin zu den Postkartenmotiven rund um den Gardasee – Riva del Garda, Sirmione und schließlich Verona. Egal, ob ihr euch nach entspannten Spaziergängen, einer Portion italienischem Dolce Vita oder sportlichen Etappen auf dem Rad sehnt: Diese Strecke hat von allem ein bisschen und genau das macht sie so besonders.
Anreise: Flixbus statt Bahn – und warum das genau richtig war
Eigentlich war der Plan simpel: per Bahn nach Meran und dort gemütlich starten. Die Realität? Mehrfache Versuche, eine funktionierende Verbindung zu finden, die Radmitnahme und sinnvolle Umsteigezeiten kombiniert – gescheitert. Am Ende fiel die Wahl auf den Flixbus, und ganz ehrlich: Ich war skeptisch. Neuer Anbieter, lange Strecke, Fahrrad dabei – kann das gutgehen?
Die kurze Antwort: Ja, und wie! Die Fahrt verlief erstaunlich entspannt, sogar die Rückreise von Verona über Stuttgart bis nach Mannheim war absolut problemlos. Klar, die Wartezeiten nerven etwas, wenn man nicht direkt neben einer Flixbus-Haltestelle wohnt – aber das ist eher ein logistisches Detail am Rand. Wer eine unkomplizierte, preiswerte und ziemlich stressfreie Anreise sucht, dem kann ich den Flixbus wirklich empfehlen.
Tipp für alle Bahnfahrer:innen: Wer vor Ort noch Etappen mit der Bahn plant – zum Beispiel zwischen Bozen, Meran oder Mals – sollte unbedingt vorher online checken, ob Streckensperrungen oder Bauarbeiten anstehen. Spontan am Bahnsteig überrascht zu werden macht keinen Spaß, vor allem nicht mit Rad und Gepäck.
Von der Quelle der Etsch nach Meran
Nach einer überraschend entspannten Anreise mit dem Flixbus ging es für uns nach der ersten Nacht in Meran direkt hoch hinaus – wortwörtlich. Am Reschenpass wartete der perfekte Auftakt: alpine Kulisse, klare Bergluft und ein Ort, der Radreisende sofort in Stimmung bringt.
Reschenpass
Der Reschenpass, oft einfach nur „Reschen“ genannt, ist einer dieser Orte, die man schon von Fotos kennt und trotzdem erstmal erleben muss, um sie wirklich zu verstehen. Gelegen zwischen Brenner- und Berninapass bildet er die Wasserscheide zwischen Donau und Etsch – sprich: zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer. Allein diese geographische Besonderheit macht ihn schon spannend.
Unser Startpunkt: das kleine Dorf Reschen am See, wo die Etschquelle auf 1.550 Metern Höhe liegt. Von hier aus beginnt der zweitgrößte Fluss Italiens seine 415 Kilometer lange Reise Richtung Adria. Für uns bedeutete das: Hier beginnt unsere Tour – und was für ein Auftakt das war!
Der versunkene Kirchturm im Reschensee
Wahrscheinlich eines der bekanntesten Fotomotive Südtirols: der einsam aus dem türkisblauen Wasser ragende Kirchturm von Alt-Graun. Was heute idyllisch aussieht, hat eine tragische Geschichte. In den 1950er-Jahren wurde das Tal für ein Stauseeprojekt geflutet – mehrere Dörfer verschwanden unter Wasser, die Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Nur der Kirchturm blieb stehen, stummes Mahnmal einer Vergangenheit, die man beim Anblick kaum vergisst. Im Sommer spiegeln sich die Berge im Wasser, im Winter kann man über den zugefrorenen See bis direkt an den Turm laufen. Für uns war es ein perfekter erster Stopp – nicht nur fürs Fotoalbum, sondern auch, um kurz durchzuatmen und die Bedeutung dieses Ortes wirken zu lassen. Mit diesem Bild im Kopf – der stille Kirchturm im Wasser – ging es weiter.
Traumhafte Abfahrt: Von Seen und mittelalterlichen Städtchen
Die Etappe führte uns vom Reschensee über den Haidersee, vorbei an endlosen Apfelplantagen und kleinen Dörfern, die aussehen, als wären sie direkt aus einem Bilderbuch entsprungen. Highlight unterwegs: Glurns – eine der kleinsten Städte Italiens, komplett umgeben von einer mittelalterlichen Stadtmauer und mit charmanten Stadttoren, die schon von weitem grüßen. Hier lohnt sich definitiv eine Pause – sei es für einen Kaffee oder einfach nur, um durch die kopfsteingepflasterten Gassen zu schlendern.
Von dort ging es weiter durch Laas – bekannt für seinen weißen Marmor – und vorbei an Naturns, bevor wir schließlich in Meran ankamen. Rund 90 Kilometer und etwa 1.200 Höhenmeter abwärts lagen hinter uns. Klingt viel, fühlt sich dank des stetigen Gefälles aber fast mühelos an.
Kleinstadtheld-Tipp: Apfeltankstelle bei Vetzan
Direkt am Etsch-Radweg versteckt sich eine kleine Überraschung: die Apfeltankstelle bei Vetzan – Selbstbedienung ganz unkompliziert. Geld einwerfen, Glas füllen, genießen.
Gerade an warmen Tagen ist das die perfekte Erfrischung zwischen zwei Etappen – und ein authentisches Stück Südtiroler Alltag. Neben klassischem Apfelsaft gibt es oft auch leichte Mischgetränke mit Apfelschorle-Charakter, die herrlich erfrischen.
So einfach, so gut: Wer hier vorbeikommt, sollte unbedingt anhalten – nicht nur wegen des Safts, sondern weil solche kleinen Stopps das Radfahren erst richtig besonders machen.
Meran
Meran ist so etwas wie die Schnittstelle zwischen zwei Welten: Hier treffen alpine Berggipfel auf mediterranes Klima, Palmen auf schneebedeckte Gipfel. Die Stadt ist charmant, ein bisschen mondän und gleichzeitig entspannt – perfekt, um nach einem langen Radtag anzukommen. Wer zum ersten Mal hier ist, sollte unbedingt durch die historische Altstadt schlendern. Die berühmte Laubengasse ist nicht nur die längste ihrer Art in ganz Tirol (400 Meter!), sondern auch ein kleines architektonisches Meisterwerk: zwei Häuserreihen, getrennt durch eine Passage, auf der einen Seite „Wasserlauben“, auf der anderen „Berglauben“. Dazwischen: kleine Boutiquen, Cafés, traditionelle Geschäfte – und immer wieder dieser Mix aus Geschichte und italienischer Lebensart.
Am Ende der Gasse ragt die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus empor. Mit ihrem 80 Meter hohen Turm und dem riesigen Christophorus-Fresko ist sie nicht zu übersehen und markiert quasi das Herz der Altstadt. Wer ein bisschen mehr Zeit hat, sollte außerdem den Tappeinerweg oder die Passerpromenade einplanen – beide bieten traumhafte Ausblicke auf Stadt und Berge.
Restaurantempfehlungen in Meran
Meran hat kulinarisch einiges zu bieten – von klassischer Südtiroler Küche über mediterrane Gerichte bis hin zu herzhaften Brauhaus-Spezialitäten. Zwei Lokale, die wir ausprobiert haben, könnten unterschiedlicher kaum sein: Im Laubenkeller gibt es bodenständige Südtiroler Küche in historischem Ambiente, das Essen war solide, hat mich persönlich aber nicht so vom Hocker gehauen. Ganz anders der Augustiner: ein uriges Wirtshaus im bayrischen Stil mit schönem Biergarten – hier haben wir uns richtig wohlgefühlt und würden es definitiv weiterempfehlen.
Hotel Villa Laurus
Das Hotel Villa Laurus liegt ein Stück oberhalb von Meran, etwas abseits vom Trubel. Wer die Ruhe sucht und trotzdem schnell in die Stadt möchte, ist hier richtig. Die Lage bringt allerdings auch einen kleinen Anstieg mit sich – mit dem Rad machbar, aber spürbar. Das Haus selbst ist charmant und wirkt fast schon familiär: kein Luxus, aber freundlich und entspannt. Die Zimmer sind ordentlich, mit Balkon und Blick ins Grüne. Das Frühstück ist gut und bietet alles, was man für den Start in den Tag braucht – nichts Ausgefallenes, aber solide und frisch.
Preislich ist Villa Laurus angenehm günstig, was für Meran nicht selbstverständlich ist. Für Radreisende praktisch: Räder können sicher abgestellt werden, und wer einen Tag Pause braucht, hat hier eine ruhige Basis. Kein Hotel für große Ansprüche, aber eines, in dem man sich nach einer langen Etappe wohlfühlen kann – und das macht unterwegs oft den Unterschied.
Lage | + |
Frühstück | ++ |
Zimmer | ++ |
Preis | € |
+ = mäßig; ++ = gut; zufriedenstellend; +++ = sehr gut; € = sehr günstig; €€ = moderat; €€€ = teuer
Meran – Bozen
Meran hatte uns mit seinem Mix aus Palmen und Bergen verzaubert – doch nach zwei Nächten hieß es Abschied nehmen. Zum Glück wartete schon das nächste Highlight: der Etsch-Radweg Richtung Bozen. Kaum aus der Stadt raus, waren wir direkt an der Etsch – und die sollte uns für den Großteil der Etappe begleiten. Hier fährt man durchs Etschtal, eingebettet zwischen den Bergen der Texelgruppe und den Ausläufern der Ötztaler Alpen. Links und rechts Hänge, die sich im Morgenlicht abzeichnen, dazwischen der Fluss – und wir mittendrin auf einem Radweg, der kaum besser sein könnte: breit, asphaltiert und komplett eben.
Dieser Abschnitt ist wirklich angenehm zu fahren. Keine steilen Anstiege, keine hektischen Straßen. Stattdessen ein durchgehender Radweg, der immer wieder kleine Rastplätze bietet – mit Bänken, Picknicktischen oder einfach ein bisschen Schatten. Perfekt für eine Pause zwischendurch. Was sofort auffällt: die Apfelplantagen. Soweit das Auge reicht, links und rechts – kilometerlang. Das Vinschgau ist bekannt als eines der größten Obstanbaugebiete Europas, und hier wird das mehr als deutlich. Man fährt regelrecht durch ein Meer aus Bäumen und kommt fast automatisch ins Schauen.
Einfahrt nach Bozen mit der Eisack
Je näher man Bozen kommt, desto mehr wechselt die Landschaft: Die Obstplantagen weichen langsam Industriegebieten und Wohnhäusern. Mit der Stadtgrenze von Bozen ändert sich auch der Fluss, der uns begleitet: Statt der Etsch ist es hier die Eisack, ein Nebenfluss, der kurz nach Bozen in die Etsch mündet. Die Eisack entspringt am Brenner, fließt knapp 100 Kilometer durch Südtirol und mündet bei Bozen in die Etsch. Sie begleitet viele bekannte Orte wie Brixen oder Klausen – und ist gerade im unteren Teil rund um Bozen ein beliebter Radweg. Unser Radweg folgt ihrem Verlauf direkt ins Stadtzentrum – und hier merkt man schnell, warum Bozen gern als Fahrradstadt bezeichnet wird. Breite Wege, gute Beschilderung, viele Parks und Spielplätze direkt am Flussufer: Bozen hat eine Radinfrastruktur, die man so in Italien nicht überall findet. Der Weg entlang der Eisack führt fast bis ins Zentrum und macht die Einfahrt in die Stadt angenehm ruhig.
Bozen
Bozen, das Tor zu den Dolomiten, ist mehr als nur Südtirols Hauptstadt – es ist eine Stadt, in der sich Kultur, Geschichte und italienisches Lebensgefühl auf engstem Raum treffen. Beim Bummel durch die Bozner Lauben reiht sich unter den historischen Arkaden ein traditionelles Geschäft ans nächste, dazwischen Cafés und kleine Boutiquen. Am Waltherplatz, dem zentralen Platz mit Blick auf den gotischen Dom Maria Himmelfahrt und das Walther-von-der-Vogelweide-Denkmal, lässt sich das Treiben wunderbar beobachten – perfekt für einen Cappuccino zwischendurch. Wer tiefer in die Geschichte eintauchen will, kommt am Südtiroler Archäologiemuseum nicht vorbei: Hier wird mit „Ötzi“, der berühmten Gletschermumie, eine faszinierende Zeitreise in die Vergangenheit geboten. Am Stadtrand lockt zudem das Messner Mountain Museum Firmian auf Schloss Sigmundskron, wo Reinhold Messner eindrucksvoll die Beziehung zwischen Mensch und Berg beleuchtet – nicht nur für Bergfans sehenswert. Wie sehr Kultur und Genuss eine Radreise bereichern, habe ich bereits auf meiner Elsass-Rundfahrt erlebt.
Aussichten statt Radkilometer: Der Ritten
Bozen selbst hat viel zu bieten – aber die Berge drumherum locken. Also gönnten wir uns einen Tag Pause vom Rad und tauschten Asphalt gegen Panorama: ab in die Seilbahn zum Ritten. Mit der modernen Seilbahn Ritten schwebt man in rund zwölf Minuten von der Stadt direkt hinauf nach Oberbozen auf etwa 1.200 Meter Höhe. Schon während der Fahrt öffnet sich ein großartiger Blick zurück ins Etschtal und auf die Dolomiten im Osten – an klaren Tagen sieht man bis zu den markanten Zacken des Schlern und Rosengarten.
Oben angekommen geht es deutlich ruhiger zu als unten in der Stadt. Oberbozen wirkt fast wie ein Bergdorf, nur mit dem Vorteil, dass man hier oben eine kleine Besonderheit findet: die historische Rittner Bahn. Diese Schmalspurbahn fährt gemächlich durch Wiesen und Wälder, verbindet die Ortschaften am Hochplateau und ist perfekt, um entspannt in die Landschaft einzutauchen. Unterwegs gibt es immer wieder kleine Haltestellen mit Wanderwegen oder Aussichtspunkten – wer möchte, kann einfach zwischendurch aussteigen und ein Stück zu Fuß weitergehen. Ob für einen Spaziergang mit Dolomitenblick, eine kleine Wanderung oder einfach nur für eine gemütliche Einkehr in einem Gasthof: Der Ausflug nach Oberbozen lohnt sich als Kontrastprogramm zur Radreise. Für uns war es genau das Richtige, um einen Tag lang die Beine auszustrecken und trotzdem etwas Neues zu entdecken.
Restaurantempfehlungen in Bozen
Bozen hat eine erstaunlich vielfältige Gastronomieszene – vom klassischen Südtiroler Brauhaus über traditionelle Trattorien bis hin zu italienischen Lokalen mit modernem Einschlag. Ich selbst war in zwei Brauhäusern essen: im Hopfen & Co. und im Forsterbräu. Beide haben mir richtig gut gefallen – deftige Gerichte, gemütliches Ambiente und genau das Richtige nach einem langen Tag auf dem Rad. Kann ich ohne Bedenken empfehlen.
Kleinstadtheld-Tipp: Walter & Michi’s Würstelstand
Manchmal sind es nicht die schicken Restaurants, sondern die kleinen, unscheinbaren Stände, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Walter & Michi’s Würstelstand in der Bozner Altstadt ist genau so ein Ort. Zentral in der Goethestraße gelegen, gleich ums Eck von der Altstadt, ist er kaum zu übersehen – und ein echter Geheimtipp für alle, die Lust auf ehrliche Hausmannskost im Stehen haben.
Das Angebot ist unkompliziert, aber umso besser: Meraner Würstel, Frankfurter und Hot Dogs in verschiedenen Varianten, wahlweise pur, mit Sauerkraut oder als Currywurst. Ich habe mich selbst für eine Meraner als Currywurst entschieden – und war begeistert: herzhaft, würzig und mit einer richtig guten Sauce.
Auch die Rezensionen zeichnen ein klares Bild: Gelobt werden immer wieder die Qualität der Würste, die hausgemachten Saucen – besonders der Kren (Meerrettich) ist ein Favorit – und das freundliche, bodenständige Team hinter dem Stand. Viele Besucher:innen heben außerdem das faire Preis-Leistungs-Verhältnis hervor. Für rund acht bis neun Euro bekommt man hier eine Portion, die satt macht und schmeckt.
Wer also in Bozen unterwegs ist und keine Lust auf großes Menü oder lange Wartezeiten hat, findet hier eine ehrliche und leckere Alternative. Perfekt für einen schnellen Stopp zwischen Sightseeing oder Radkilometern – und definitiv einer dieser Orte, die man gern weiterempfiehlt.
Hotel La Briosa
In Bozen übernachteten wir im Hotel La Briosa – eine der modernsten Adressen der Stadt und ein echter Kontrast zu den eher klassischen Unterkünften entlang des Etsch-Radwegs. Schon beim Betreten fällt das klare, reduzierte Design auf, kombiniert mit warmen Materialien und einem nachhaltigen Konzept.
Die Lage ist unschlagbar: mitten im Zentrum, nur wenige Schritte von der Altstadt und den bekannten Lauben entfernt. Restaurants, Märkte und Radwege liegen direkt vor der Tür – besser geht’s kaum. Die Zimmer sind großzügig und hell, mit hochwertigen Betten und durchdachten Details wie modernen Bädern und viel Stauraum.
Das Frühstück ist gut und bietet eine schöne Auswahl an frischen Produkten – eher modern interpretiert als klassisch, aber genau das passt zum Konzept des Hauses. Preislich gehört La Briosa zu den teureren Hotels der Tour, doch wer Wert auf Komfort und perfekte Lage legt, findet hier einen stilvollen Stopp mitten in Bozen.
Lage | +++ |
Frühstück | ++ |
Zimmer | +++ |
Preis | €€€ |
+ = mäßig; ++ = gut; zufriedenstellend; +++ = sehr gut; € = sehr günstig; €€ = moderat; €€€ = teuer
Bozen – Trient
Nach zwei Tagen in Bozen – Stadtleben, Würstelstand und Bergblicke – zog es uns weiter. Die nächste Etappe versprach Abwechslung: Von der urbanen Hauptstadt hinein ins noch italienischere Trentino – und mit rund 65 Kilometern eine der längeren der Tour. Die Strecke führte uns weiter durchs Etschtal, und auch wenn wir schon seit dem Reschenpass an der Etsch unterwegs waren, blieb es besonders: Der Radweg verläuft hier nach wie vor direkt am Fluss, ohne Ausreißer auf Nebenstraßen oder Umwege durch Dörfer. Einfach Wasser neben uns, Weinberge und Obstplantagen drumherum und ein durchgehend asphaltierter Weg – genau so, wie man es sich für einen Radreisetag wünscht.
Die Landschaft südlich von Bozen wird offener, die Berge rücken etwas auseinander und geben den Blick frei auf breite Felder und Weinhänge. Orte wie Neumarkt (Egna) und später Salurn liegen am Weg, hier markiert die Salurner Klause auch die Sprachgrenze zwischen Südtirol und dem Trentino – ab hier wird’s endgültig italienisch.
Ein kleines Schmunzeln gab es, als wir durch den Ort „San Michele all’Adige“ radelten – also direkt durch St. Michael an der Etsch. Für jemanden mit diesem Namen fühlt sich das natürlich direkt ein bisschen wie das eigene Radler-Alter-Ego an. Kurz vor Trient gibt’s einen kleinen Umweg bei San Lazzaro: Statt schnurgerade Richtung Fluss geht die Strecke einmal kurz nach Osten und biegt dann wieder zurück zur Etsch. Ähnlich einer Ehrenrunde – ein bisschen nervig, aber kein großes Hindernis. Geradeaus wäre halt schöner gewesen – aber naja, Regen wäre schlimmer gewesen. In Trient selbst wartete noch eine kleine Herausforderung: Die Bahnlinie, die zwischen Radweg und Stadtzentrum liegt. Mit etwas Improvisation und einer Prise Wagemut haben wir es geschafft, die Räder hinüberzubringen – und standen danach direkt mitten in der Stadt.
Ein Tag mit 65 km fast durchgängig am Fluss, extrem gut ausgebautem Weg und wenig Verkehr. Landschaft drumherum: Weinberge, Obsthöfe, flaches Tal. Nur bei San Lazzaro die kleine Ehrenrunde – aber hey, dafür ging’s sonst schnurgerade weiter. Die Einfahrt nach Trient endete mit einem wagemutigen aber erfolgreichen Gleisüberqueren – und zack, standen wir mitten im Zentrum und vor unserem nächsten Hotel.
Kleinstadtheld-Tipp: S’ Standl Imbiss Castelfeder
Fast direkt auf der Radroute bei Montan liegt das S’ Standl Imbiss Castelfeder – ein kleiner Imbiss, der ideal für eine spontane Pause ist. Man fährt quasi daran vorbei und merkt erst beim Abbremsen, wie perfekt dieser Ort für einen Zwischenstopp ist. Es gibt täglich wechselnde Snacks, kalte Getränke, Espresso und kleine Spezialitäten – unkompliziert, bodenständig und genau richtig, um zwischendurch Energie zu tanken. Besonders angenehm: Man kann hier sogar mit Karte zahlen, was bei kleinen Imbissen nicht selbstverständlich ist.
Perfekt für alle, die ohne viel Aufwand eine kleine Pause mit gutem Blick und freundlicher Stimmung einlegen wollen – einer dieser Orte, die man gern weiterempfiehlt.
Trient – Italiens unterschätzte Perle im Etschtal
Trient, die Hauptstadt des Trentino, ist einer dieser Orte, die man leicht überfährt – und damit viel verpasst. Die Stadt verbindet alpine Gemütlichkeit mit italienischer Eleganz und überrascht an jeder Ecke mit Geschichte. Herzstück ist die Piazza Duomo mit dem imposanten Neptunbrunnen, umgeben von pastellfarbenen Fassaden und der Kathedrale San Vigilio. Hier lässt es sich wunderbar einen Cappuccino trinken und einfach das Treiben beobachten.
Nur wenige Minuten zu Fuß entfernt liegt das Castello del Buonconsiglio, die ehemalige Residenz der Fürstbischöfe. Die Mischung aus Burg und Palast, beeindruckenden Fresken und Türmen macht es zu einem der bedeutendsten Kulturdenkmäler der Region. Wer ein bisschen Zeit mitbringt, sollte hier unbedingt einen Rundgang einplanen – etwa zwei Stunden reichen gut aus, der Eintritt liegt bei rund zehn Euro.
Trient lebt nicht vom großen Spektakel, sondern von seinem Mix aus Geschichte, entspanntem Flair und einer Küche, die alpine und mediterrane Einflüsse verbindet. Genau das macht die Stadt so charmant – und zu einem lohnenden Zwischenstopp auf der Radroute.
Piazza Duomo
Die Piazza Duomo ist das Herzstück von Trient – ein Platz, der sofort einlädt, einfach stehen zu bleiben und die Atmosphäre aufzusaugen. Zwischen pastellfarbenen Häusern, dem Neptunbrunnen und der Kathedrale San Vigilio pulsiert hier das Leben. Ob für einen Cappuccino in der Sonne oder als Startpunkt für einen Stadtrundgang: Der Platz ist ein Muss.
Kathedrale San Vigilio (Duomo di Trento)
Die Kathedrale von Trient, benannt nach dem Stadtpatron San Vigilio, gehört mit ihrer weißen Fassade und dem großen Rosone zu den schönsten Bauwerken der Stadt. Die heutige Bausubstanz stammt überwiegend aus dem 13. Jahrhundert, als Bischof Federico Vanga die Kirche im romanisch-gotischen Stil neu errichtete – auf den Resten einer viel älteren Basilika, die auf das 4. Jahrhundert zurückgeht und direkt über dem Grab des Heiligen erbaut wurde. Im Inneren überzeugt sie mit einer Mischung aus schlichter Romanik und später barocker Pracht: Der große Baldachin mit dem Schrein des Heiligen Vigilius thront über dem Altar, während Fresken aus dem 14. Jahrhundert Szenen wie die Legende des Heiligen Julian erzählen. Der Kontrast zwischen dem Hellen der Architektur und den jahrhundertealten Details macht den Rundgang rundum spannend.
Restaurantempfehlungen in Trient
Auch Trient hat kulinarisch einiges zu bieten – von bodenständigen Pizzerien über traditionelle Trattorien bis hin zu Brauhäusern mit bayerischem Einschlag. Wir selbst waren im Forsterbräu Trento essen – ein klassisches Brauhaus mit großem Biergarten und deftiger Küche. Hat gut gepasst nach einem langen Radtag und war eine solide Wahl für ein entspanntes Abendessen.
Grand Hotel Trento
Das Grand Hotel Trento war unsere Unterkunft in der gleichnamigen Stadt und ein willkommener Komfort-Stopp nach den Kilometern entlang der Etsch. Das elegante Haus liegt nahe dem Zentrum – perfekt, um die Altstadt und Sehenswürdigkeiten wie das Castello del Buonconsiglio zu Fuß zu erkunden. Auch der Radweg ist schnell erreicht, was die Lage für Radreisende besonders praktisch macht.
Die Zimmer sind stilvoll eingerichtet und angenehm ruhig, wenn auch nicht riesig. Für uns war es genau richtig: komfortabel, sauber und nach einem langen Tag im Sattel ein Ort zum Abschalten. Besonders positiv fiel uns das Frühstück auf: ein üppiges Buffet mit frischen Produkten, süßen und herzhaften Optionen und sogar einer Waffelstation – perfekt, um gestärkt in die nächste Etappe zu starten. Preislich bewegt sich das Grand Hotel im mittleren Bereich – nicht günstig, aber für das Gebotene absolut fair. Wer Wert auf Komfort und zentrale Lage legt, ist hier bestens aufgehoben – und wer die Lichtsteuerung in unter einer Minute findet, bekommt einen Sonderpreis 😉
Lage | +++ |
Frühstück | +++ |
Zimmer | ++ |
Preis | €€ |
+ = mäßig; ++ = gut; zufriedenstellend; +++ = sehr gut; € = sehr günstig; €€ = moderat; €€€ = teuer
Trient – Riva del Garda
Mit Trient im Rücken wurde es spannend: Der Gardasee rückte näher. Schon beim Gedanken an das erste Glitzern des Wassers stieg die Vorfreude – auch wenn vorher noch ein paar Höhenmeter warteten. Diese Etappe war nicht die längste der Tour, aber definitiv eine der anspruchsvolleren und landschaftlich schönsten: Rund 65 km führten uns von Trient zum zauberhaften Riva del Garda am Gardasee – und das meiste davon wieder direkt an der Etsch entlang. Auch wenn wir den Fluss nun schon seit Tagen begleiten, bleibt dieser Abschnitt besonders: Der Radweg verläuft weiterhin durchgehend am Wasser, ohne lästige Abstecher oder Umwege. Diese Kontinuität ist nicht überall selbstverständlich und macht die Fahrt hier besonders angenehm.
Rovereto, Loppio & Passo San Giovanni
Hinter Rovereto beginnt bei Mori der Abzweig auf die Mori–Loppio-Radroute, die sich durch Weinberge und das Naturschutzgebiet rund um den Lago di Loppio schlängelt. Der See ist oft trocken, die Moorlandschaft drumherum aber landschaftlich eindrucksvoll und ein schöner Kontrast zu den flussnahen Kilometern davor.
Aber: Wer mich kennt, weiß, dass ich von Anfang an gesagt habe: „Wenn ich hier unten bin, will ich unbedingt ans Wasser – zum Gardasee!“ Also haben wir bei Mori nicht brav weiter der Etsch gefolgt, sondern sind Richtung Seenbecken abgebogen, mit einem kurzen aber steilen Aufstieg auf den Passo San Giovanni (≈ 287 m) – ein wirklich nennenswerter Anstieg auf dieser Etappe. Hier begegneten wir auch ein paar richtig sportlichen „Kamikaze-Bikern“, die den Weg hoch preschten, als gäbe es kein Morgen – typisch, solchen findet man leider überall. Aber dafür folgte eine traumhafte Abfahrt auf der Via Europa hinunter nach Torbole, mit Blick auf den Gardasee und die steilen Felswände des Monte Brione. Am Ortseingang von Riva del Garda dann ein persönliches Highlight: Ein Schild begrüßt die Besucher mit dem Hinweis, dass Riva Partnerstadt von Bensheim ist.
Lago di Loppio – ein See, der manchmal gar keiner ist
Auf dem Weg von Mori Richtung Gardasee passiert man den Lago di Loppio – oder besser gesagt: das, was mal ein See war. Seit den 1950er-Jahren wird der Wasserspiegel hier künstlich geregelt, und oft ist die Fläche komplett trocken. Zurück bleibt eine faszinierende Landschaft aus Sumpf, Moor und Wiesen, die heute unter Naturschutz steht. Das Gebiet ist Lebensraum für seltene Pflanzen und Vögel und wirkt fast ein bisschen surreal – mal liegt Wasser im Becken, mal nur Schilf und Gras. Der Radweg führt direkt am Rand entlang, und auch wenn man hier meist nicht lange verweilt, lohnt sich ein kurzer Blick. Tafeln erklären die Geschichte und die Bedeutung des Schutzgebietes, und gerade im Frühjahr ist es spannend zu sehen, wie sich die Natur diesen ehemaligen See zurückerobert hat. Tipps, wie ihr unterwegs Pflanzen und Tiere bestimmen könnt, habe ich im Artikel Mit dem Smartphone auf Natur-Safari gesammelt.
Ein Tag mit frühem Start, sportlichem Anstieg, aber umso größerer Aussicht am Ende. Wer eine Mischung aus Etsch-Radweg, Naturschutzgebiet, Bergpanorama und schließlich glitzerndem Gardasee sucht, findet hier eine der schönsten Kombinationen auf der Tour. Und wenn man dann in Riva beim Ortsschild „Bensheim-Riva“ liest – na, wer freut sich nicht über solche kleinen Verbindungen über Ländergrenzen hinweg? Wer auf der Etsch-Route unterwegs ist, sollte diesen Schlenker zum Gardasee unbedingt mitnehmen – allein schon für den Moment, wenn hinter der letzten Kurve plötzlich das Wasser aufblitzt und Riva am Ufer liegt.
Riva del Garda
Riva del Garda, die Partnerstadt von Bensheim, liegt malerisch am nördlichen Ufer des Gardasees und bietet eine perfekte Mischung aus italienischem Dolce Vita und alpiner Frische. Umgeben von beeindruckenden Bergen und glitzerndem Wasser ist Riva ein Paradies für Naturliebhaber und Aktivurlauber. Die charmante Altstadt mit ihren bunten Häusern, der Torre Apponale und den verwinkelten Gassen lädt zum Entdecken und Verweilen ein. Die enge Verbindung zu Bensheim spiegelt sich in einer besonderen Herzlichkeit wider, die Besucher sofort spüren. Ob entspannte Momente am Seeufer, ein Ausflug zur Bastione oder der Varone-Wasserfall – Riva del Garda begeistert mit seiner Vielfalt und unverwechselbaren Atmosphäre.
Städtepartnerschaft Bensheim & Riva del Garda
Seit 1988 verbindet Bensheim und Riva del Garda eine offizielle Städtepartnerschaft. Die Initiative dafür geht auf Don Luigi Franzoi zurück, der bereits 1986 gemeinsam mit den damaligen Bürgermeistern Georg Stolle (Bensheim) und Enzo Bassetti (Riva) den Grundstein legte.
Um den kulturellen Austausch und das gegenseitige Verständnis zu fördern, wurde der Deutsch-Italienische Freundeskreis Bensheim – Riva del Garda e.V. gegründet. Mit rund 500 Mitgliedern organisiert er regelmäßig Veranstaltungen und Begegnungen, die die Freundschaft zwischen den Städten lebendig halten.
Ein aktuelles Beispiel: Im August 2024 besuchten Sprachschüler:innen aus Riva das Bensheimer Rathaus – gelebte Partnerschaft und ein starkes Zeichen für die enge Verbindung beider Städte.
Ein Tag Pause in Riva del Garda – Bootsausflug & Bastione
Nach der Ankunft in Riva del Garda hatten wir zwei Übernachtungen eingeplant – perfekt, um einen Tag ohne Rad im Sattel zu verbringen und die Umgebung zu genießen. Der Ort selbst liegt malerisch am Nordufer des Gardasees, eingerahmt von steilen Felswänden und einer lebendigen Altstadt, die schon morgens mit ihrem Markttreiben und den kleinen Cafés am Hafen lockt.
Wir haben den freien Tag für einen Bootsausflug nach Limone sul Garda genutzt. Die Überfahrt dauert nur rund 20 Minuten, führt aber mitten über den nördlichen Gardasee und bietet dabei einen tollen Blick auf die umliegenden Berge und das glitzernde Wasser. Limone selbst ist bekannt für seine Zitronengärten und die engen Gassen am Seeufer – perfekt für einen kleinen Bummel, ein Eis oder einfach nur, um den Ausblick auf den gegenüberliegenden Seeabschnitt zu genießen.
Zurück in Riva ging’s für uns noch hinauf zum Bastione, der alten venezianischen Festung oberhalb der Stadt. Ein kurzer, aber steiler Aufstieg wird hier mit einem großartigen Blick auf Riva und den Gardasee belohnt – besonders am späten Nachmittag, wenn das Licht weicher wird. Wer nicht zu Fuß hoch will: Mittlerweile gibt es auch eine moderne Panoramaseilbahn, die direkt zur Bastione führt. Wir wählten den Kompromiss: Mit der Bahn hoch und zu Fuß wieder runter 😉
Die Bastione von Riva del Garda ist ein beeindruckendes Relikt aus der venezianischen Vergangenheit der Stadt. Diese alte Festung, die im 16. Jahrhundert erbaut wurde, thront hoch über dem Zentrum und bietet nicht nur Geschichtsliebhabern, sondern auch Naturliebhabern ein unvergessliches Erlebnis. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Panoramablick über den Gardasee und die umliegenden Berge – besonders beeindruckend bei Sonnenuntergang.
Restaurantempfehlungen in Riva del Garda
Riva del Garda hat eine überraschend abwechslungsreiche Gastronomie – von urigen Trattorien bis hin zu modernen Restaurants mit Seeblick. Drei Lokale habe ich selbst ausprobiert und kann sie uneingeschränkt empfehlen: Trattoria Birreria FORST, Ristorante Pizzeria Bavaria und das Bastione Lounge & Restaurant. Ergänzend dazu eine Osteria, die für alle spannend ist, die gerne klassisch und günstig essen möchten.
Hi Hotel Lakeview
Das Hi Hotels Riva del Garda, früher als MyLago bekannt, war unsere Unterkunft in Riva und liegt nur wenige Meter vom Gardasee entfernt. Die Lage ist okay, sehr nahe am See, jedoch sind es ein paar Meter bis zur Innenstadt. Ich konnte mit dem Kompromiss allerdings gut leben, zumal der Preis wirklich sehr gut war.
Die Zimmer sind funktional eingerichtet – sauber, mit bequemen Betten und sogar Balkon. Kein überflüssiger Schnickschnack, aber alles da, was man braucht. Besonders gut gefallen hat mir aber das Frühstück: reichhaltig, abwechslungsreich und mit frischen, auch gesunden Optionen – perfekt, um gestärkt in die nächste Etappe zu starten. Preislich liegt das Hotel im mittleren Segment, bietet dafür aber eine sehr gute Kombination aus Lage, Ausstattung und Service. Für Radreisende praktisch: sichere Abstellmöglichkeiten für die Räder gibt es auch hier.
Lage | ++ |
Frühstück | +++ |
Zimmer | + |
Preis | € |
+ = mäßig; ++ = gut; zufriedenstellend; +++ = sehr gut; € = sehr günstig; €€ = moderat; €€€ = teuer
Am Gardasee entlang nach Torri del Benaco
Von Riva del Garda aus ging es für uns weiter entlang der Ostseite des Gardasees Richtung Süden – eine Strecke, die landschaftlich kaum abwechslungsreicher sein könnte: mal direkt am Wasser, mal durch enge Tunnel, mal auf neu gebauten Radwegen.
Straße, Radweg und Tunnelpassagen
Die Route folgt größtenteils der Strada Gardesana Orientale (SS249) – der klassischen Uferstraße am Ostufer des Gardasees. Hier wechseln sich offene Seeblicke mit engen Galerien und Tunnelabschnitten ab, die sich förmlich in den Fels schmiegen. Ich hatte im Vorfeld ein bisschen Respekt vor dieser Straße, weil der neue Gardasee-Radweg (Ciclovia del Garda) 2025 zwar schon teilweise eröffnet, aber eben noch nicht durchgehend befahrbar ist.
Am Ende war die Sorge unbegründet: Der Verkehr war aufmerksam und rücksichtsvoll – Autos, Busse und sogar Lkw hielten konsequent Abstand. Aufpassen musste man eher auf einige Kamikaze-Rennradfahrer, die die Strecke in einem Tempo runterbrettern, dass man nur den Kopf schütteln kann. Für uns war’s trotzdem entspannt – und wann immer es möglich war, haben wir die neuen Radwege genutzt.
Zwischenstopp in Malcesine
Auf etwa halber Strecke liegt Malcesine – für mich einer der schönsten Orte am gesamten Gardasee. Die Altstadt schmiegt sich direkt ans Wasser und wird von der Scaligerburg (Castello Scaligero) überragt, die aus dem 13. Jahrhundert stammt. Ein Aufstieg lohnt sich nicht nur wegen der Geschichte, sondern vor allem wegen des Ausblicks vom Burgturm über den nördlichen Gardasee.
Direkt am Hafen findet man zudem den Palazzo dei Capitani, ein venezianisch-gotisches Gebäude, das früher als Sitz des „Capitano del Lago“ diente. Heute kann man durch den kleinen Garten schlendern und den Blick auf den See genießen.
Und wer Höhenluft schnuppern möchte: Von Malcesine startet die berühmte Seilbahn zum Monte Baldo. Die Gondeln drehen sich während der Fahrt um 360 Grad und bringen einen auf rund 1.650 Meter Höhe – ein Ausblick, der kaum zu toppen ist. Für uns blieb es an diesem Tag aber beim kurzen Stopp in der Altstadt: ein kleiner Aperitif, ein kleiner Rundgang – und weiter ging’s Richtung Süden.
Ankunft in Torri del Benaco
Die letzten Kilometer führen vorbei an kleinen Orten wie Castelletto und direkt durch die Weinberge und Zypressenhaine der Ostküste. Kurz vor Torri del Benaco taucht die kleine Isola dell’Olivo auf – nur wenige Meter vom Ufer entfernt und fast wie ein Postkartenmotiv im See liegend.
Unser Ziel war diesmal besonders: eine Unterkunft direkt am Wasser, Balkon in erster Reihe zum See. Abends auf dem Balkon zu sitzen, das letzte Licht über dem Gardasee zu beobachten und die Berge im Hintergrund verschwinden zu sehen – das war einer der Momente, die bleiben.
Diese Etappe ist vielleicht nicht die schnellste, aber definitiv eine der eindrucksvollsten: Die Mischung aus See, Bergen, mittelalterlichen Orten und der teils spektakulären Straßenführung macht sie zu einem echten Highlight der gesamten Tour. Malcesine ist Pflichtprogramm, die neuen Radwege machen vieles einfacher – und spätestens mit einem Balkonplatz in Torri del Benaco weiß man: Genau so stellt man sich Radurlaub am Gardasee vor.
Torri del Benaco
Torri del Benaco war für mich der schönste Halt auf dem Weg Richtung Verona – ein Ort, der sofort mit seinem besonderen Charme einfängt. Das kleine Städtchen am Ostufer des Gardasees wirkt wie ein malerisches Juwel: historische Altstadtgassen, ein lebendiger Hafen und dieses mediterrane Lebensgefühl, das einen sofort entschleunigt. Über allem thront die Scaligerburg (Castello Scaligero) aus dem 14. Jahrhundert. Heute beherbergt sie ein Museum zur lokalen Geschichte und bietet von den Burgmauern aus einen fantastischen Panoramablick über den See. Wer Zeit hat, sollte sich hier ein bis zwei Stunden gönnen (Eintritt ca. 5 €).
Mindestens genauso lohnend ist ein Spaziergang durch die Altstadt und den Hafenbereich. Zwischen kleinen Läden, Cafés und der Uferpromenade kann man wunderbar flanieren und die Stimmung aufsaugen – und das ganz ohne den Trubel, den man an vielen anderen Orten rund um den Gardasee erlebt. Für mich war Torri del Benaco der perfekte Mix aus italienischem Flair und ruhiger Authentizität – ein Ort, der inspiriert und sicher noch lange in Erinnerung bleibt.
Restaurantempfehlungen in Torri del Benaco
Torri del Benaco bietet eine schöne Auswahl an Lokalen – von familiengeführten Trattorien bis zu Restaurants mit mediterranem Flair und Blick aufs Wasser. Nach einer langen Etappe ist das genau der richtige Ort, um entspannt den Tag ausklingen zu lassen. Ich selbst war in der Ristorante Pizzeria del Porto und kann es empfehlen – besonders wegen der Lage direkt am Wasser: ein paar Meter vom Hafen entfernt, mit ruhigem Blick auf den See, aber ohne mitten im Trubel zu sitzen.
Casa Vacanza
Die Casa Vacanza in Torri del Benaco war für mich die wohl schönste Unterkunft direkt am See – vor allem wegen der Lage. Das Haus liegt unmittelbar am Ufer, und mein Zimmer mit Balkon bot einen Blick, der kaum zu toppen war: Sonnenaufgang über dem Gardasee, Wasserrauschen direkt vor der Tür – besser kann man am See kaum wohnen.
Die Zimmer selbst sind großzügig und gepflegt: viel Platz, ein ordentliches Bad und ein bequemes Bett, das nach einer langen Etappe genau richtig kam. Hier fühlt man sich schnell wohl, und gerade für längere Aufenthalte wäre das eine Unterkunft, in der man sofort „ankommen“ kann.
Einziger Wermutstropfen: das Frühstück. Es war das einfachste der ganzen Tour – ausreichend, aber ohne besondere Highlights. Wer Wert auf ein gutes Frühstück legt, ist hier vielleicht besser beraten, in einem der vielen Cafés im Ort zu frühstücken. An der Empfehlung ändert das nichts: Die Casa Vacanza war insgesamt eine der schönsten Übernachtungen am See und absolut eine Empfehlung wert.
Lage | +++ |
Frühstück | + |
Zimmer | +++ |
Preis | € |
+ = mäßig; ++ = gut; zufriedenstellend; +++ = sehr gut; € = sehr günstig; €€ = moderat; €€€ = teuer
Torri del Benaco – Sirmione
Torri del Benaco hätte leicht ein Endpunkt sein können – so schön war es hier. Doch die Reise ging weiter: entlang der Ostküste, vorbei an Buchten und Weingärten bis zur legendären Halbinsel Sirmione. Es war eine Strecke voller Kontraste: mal idyllische Buchten, mal lebendige Promenaden, mal entspannte Abschnitte direkt am Wasser. Und gleichzeitig war klar: Hier endet unsere Tour langsam, und die touristische Dichte nimmt spürbar zu.
Am Ufer entlang – voller, aber immer noch schön
Der Weg folgt auch hier wieder größtenteils der Strada Gardesana Orientale (SS249), die sich direkt am Seeufer entlangschlängelt. Teilweise gibt es inzwischen schon neue Radwege als Teil der „Ciclovia del Garda“, die 2025 zwar noch nicht vollständig, aber stellenweise sehr gut ausgebaut ist. Mit jedem Kilometer wurde die Strecke lebendiger: mehr Hotels, mehr Buchten, mehr Strände – und natürlich auch mehr Menschen. Trotzdem bleibt es ein besonderes Erlebnis, so nah am Wasser entlangzufahren. Die Straße wird von Felsen und Galerien gesäumt, die direkt in den See gebaut sind. Der Verkehr war aufmerksam und rücksichtsvoll, einzig die üblichen „Kamikaze-Rennradfahrer“ sorgten für den ein oder anderen Adrenalinschub.
Kurze Stopps, lange Ausblicke
Immer wieder bieten sich Gelegenheiten zum Anhalten: kleine Buchten, Hotelstrände, Aussichtspunkte. Hier lohnt es sich, einfach mal kurz stehen zu bleiben und die Weite des Sees und die Berge im Hintergrund auf sich wirken zu lassen. Die Halbinsel Sirmione ist einer der bekanntesten Orte am Gardasee – und das nicht ohne Grund: Mit der imposanten Scaligerburg, der romantischen Altstadt und den Thermalquellen vereint Sirmione Geschichte, Flair und Erholung auf engem Raum.
Unser Quartier lag etwas vorgelagert, im Stadtteil Lugana di Sirmione: das Hotel Dogana. Perfekt nach den letzten Kilometern: ein gepflegtes Haus mit Pool, eigener Pizzeria und Restaurant. Nicht direkt in der Altstadt, dafür aber angenehm ruhig und nur wenige Minuten vom See entfernt – genau das, was man nach einer langen Etappe braucht, denn zuerst ging´s in den Pool.
Die Etappe von Torri del Benaco bis Sirmione war der perfekte Abschluss der Gardasee-Strecke: landschaftlich immer wieder beeindruckend, geprägt von wechselnden Blicken auf See und Berge und gleichzeitig ein Stück lebendiger als die Etappen zuvor. Und mit Sirmione wartete am Ende einer der wohl schönsten Orte der ganzen Tour – ein würdiger Schlusspunkt, bevor es weiter Richtung Verona ging.
Sirmione
Sirmione, die Perle des Gardasees, erstreckt sich auf einer schmalen Halbinsel und verbindet auf einzigartige Weise Geschichte, Kultur und Natur. Die imposante Scaligerburg am Eingang der Altstadt zeugt von einer bewegten Vergangenheit und bietet einen beeindruckenden Blick über den See. Die engen Gassen der Altstadt laden zum Flanieren ein, vorbei an charmanten Cafés und Boutiquen. Ein besonderes Highlight sind die Grotten des Catull, die Überreste einer römischen Villa, die einen faszinierenden Einblick in die Antike gewähren. Für Entspannung sorgen die Thermalquellen, deren heilendes Wasser seit Jahrhunderten geschätzt wird. Sirmione ist ein Ort, der mit seiner Vielfalt und Schönheit jeden Besucher in seinen Bann zieht.
Bevor es ans Abendessen ging, stand noch ein kleiner Erkundungsgang an – und der führte mich bis ganz ans Ende der Halbinsel von Sirmione, zum berühmten Jamaica Beach. Ehrlich gesagt hatte ich mir dort eher einen ruhigen Aussichtspunkt vorgestellt – ein Ort, an dem man einfach den Blick über den Gardasee schweifen lassen kann. In der Realität entpuppte sich der Spot allerdings als ziemlich überlaufener Touristenstrand. Klar, die flachen Felsen, die direkt ins Wasser führen, sehen auf Fotos spektakulär aus – aber genau das zieht eben auch jede Menge Leute an. Wer also ein bisschen Ruhe sucht, wird hier vermutlich nicht fündig. Für einen kurzen Blick war es okay, länger bleiben wollte ich aber nicht.
Restaurantempfehlungen in Sirmione
Sirmione ist bekannt für seine verwinkelte Altstadt, die direkt am Wasser liegt – und genau so vielfältig ist auch das kulinarische Angebot. Von bodenständiger Trattoria bis zu gehobenen Restaurants mit Seeblick ist hier alles dabei. Besonders hervorheben möchte ich das San Lorenzo Restaurant, in dem wir selbst essen waren: tolle Küche, entspannte Atmosphäre und definitiv eine Empfehlung wert.
Hotel Dogana
Für den Abschnitt bei Sirmione entschieden wir uns für das Hotel Dogana in Lugana – etwas außerhalb der Halbinsel, aber dadurch angenehm ruhig gelegen. Mit dem Rad ist man in gut 15 Minuten in der Altstadt, gleichzeitig hat man hier genug Abstand zum dichten Trubel von Sirmione.
Das Hotel punktet mit freundlichem Service, gepflegten Zimmern und einem schönen Poolbereich. Besonders das Frühstück war ein Highlight: reichhaltig, abwechslungsreich und mit allem, was man für einen aktiven Start braucht. Auch das hoteleigene Restaurant bietet gute Küche, was nach einem langen Tag auf dem Rad praktisch ist. Preislich liegt das Hotel im moderaten Bereich – für Lage und Ausstattung absolut fair. Für uns war es ein perfekter Stützpunkt: ruhig, radfreundlich und trotzdem nah genug an allen Highlights.
Lage | + |
Frühstück | +++ |
Zimmer | +++ |
Preis | €€ |
+ = mäßig; ++ = gut; zufriedenstellend; +++ = sehr gut; € = sehr günstig; €€ = moderat; €€€ = teuer
Zwischenfazit – schön, aber voller als gedacht
Bis hierhin war ich auf der Tour immer ein wenig zwiegespalten – und bin es irgendwie auch jetzt noch. Ich habe unglaublich schöne Städte gesehen, traumhafte Landschaften und Orte, die einen sofort in ihren Bann ziehen. Gleichzeitig sind diese Orte tagsüber oft so voll, dass man das Gefühl hat, sie könnten in Menschenmengen ersticken. Schon in Bozen war das spürbar, in Malcesine ebenso – und in Sirmione hat es seinen Höhepunkt erreicht. Mittags habe ich mich oft gefragt: Wie soll man hier abends bloß noch einen Platz zum Essen finden? Am Ende war das aber erstaunlicherweise nie ein Problem, weil sich der größte Andrang mit den Tagestouristen wieder auflöste. Mir ist dabei bewusst, dass ich selbst natürlich Teil dieser Besucherströme bin – ich nehme mich da gar nicht aus. Aber diese Massen an Menschen waren an manchen Stellen schon eher abschreckend und haben mir gezeigt, wie sehr sich der Gardasee inzwischen zu einem der gefragtesten Ziele Italiens entwickelt hat.
Heiß: Sirmione – Verona
Mit Sirmione endete der Gardasee-Teil unserer Tour – und gleichzeitig begann der letzte Abschnitt. Vor uns lagen noch ein paar Hügel, viel Sonne und das große Finale: Verona. Die letzte Etappe war nicht die längste, aber definitiv die forderndste. Von Sirmione aus führte der Weg über knapp 40 Kilometer nach Verona – und das bei über 40 Grad, hügeligem Gelände und so gut wie keinem Schatten. Klingt idyllisch? Ja – und gleichzeitig anstrengend wie kaum ein anderer Abschnitt der Tour.
Hügel, Weinberge und gnadenlose Sonne
Die Strecke schlängelt sich durch das sanft gewellte Hinterland des südlichen Gardasees. Kaum hat man die Uferpromenade hinter sich gelassen, geht es hinein in eine Landschaft, die von Weinbergen und kleinen Dörfern geprägt ist. Immer wieder geht es bergauf und bergab – nicht steil, aber eben auch nicht flach. Mit der Mittagshitze im Nacken wirken selbst moderate Steigungen plötzlich endlos. Radwege gibt es hier nur abschnittsweise. Teile der Ciclovia del Garda sind bereits fertiggestellt, andere Abschnitte verlaufen über ruhige Landstraßen oder kleine Verbindungswege. Der Verkehr ist insgesamt überschaubar, die Herausforderung liegt hier eher im Klima: kein Schatten, kein Wind, kein Schutz – einfach nur Sonne, Reben und Asphalt.
Von der Weite ins Urbane
Je näher man Verona kommt, desto spürbarer verändert sich die Umgebung. Aus weiten Feldern werden Vororte, die Weinberge weichen immer mehr bebauten Abschnitten, und plötzlich tauchen die ersten historischen Mauern und Türme am Horizont auf. Diese letzten Kilometer sind emotional: Man spürt, dass das Ziel nah ist, und gleichzeitig steckt einem die Anstrengung des Tages in den Beinen. Nach der letzten Steigung und den letzten Sonnenkilometern war das Ankommen in Verona ein echter Moment: Plötzlich ist da die Arena di Verona, die weitläufige Piazza Bra, die historischen Straßen der Altstadt. Die Stadt wirkt wie eine Belohnung – elegant, lebendig und voller Geschichte. Wir blieben hier für zwei Nächte, um den Abschluss der Tour bewusst zu genießen. Zwischen Gelato, Aperitivo und Spaziergängen durch die Altstadt konnten wir die letzten Tage noch einmal ganz anders erleben – weniger Rad, mehr Dolce Vita.
Diese letzte Etappe war für mich die anstrengendste der gesamten Tour. Nicht wegen der Distanz, sondern wegen der Kombination aus Hitze, Steigungen und fehlendem Schatten. Gleichzeitig war sie landschaftlich wunderschön: Weinberge, weite Blicke, ein Hauch von Toskana-Feeling. Und am Ende wartet mit Verona ein Ziel, das diesen Schlusspunkt mehr als verdient.
Verona
Verona, die Stadt der Liebenden, ist mehr als nur die Kulisse für Shakespeares berühmtes Drama „Romeo und Julia“. Mit ihren verwinkelten Gassen, malerischen Plätzen und beeindruckenden Bauwerken erzählt sie Geschichten aus längst vergangenen Zeiten. Die Arena di Verona, das römische Amphitheater, begeistert nicht nur mit ihrer Architektur, sondern auch mit weltbekannten Opernaufführungen. Die Piazza delle Erbe verströmt mediterranes Flair und ist der perfekte Ort, um das geschäftige Treiben bei einem Cappuccino zu beobachten. Verona verbindet Geschichte und Lebensfreude auf charmante Weise – ein Ort, der inspiriert und zum Verweilen einlädt.
Highlights in der Altstadt
Wer in Verona ankommt, taucht sofort ein in eine Stadt voller Geschichte und Atmosphäre. Zwischen römischen Monumenten, mittelalterlichen Plätzen und charmanten Gassen gibt es viel zu entdecken – hier meine vier Empfehlungen, die ihr auf keinen Fall verpassen solltet:
Arena di Verona
Das römische Amphitheater ist das Wahrzeichen der Stadt und bis heute beeindruckend. Ursprünglich im 1. Jahrhundert n. Chr. erbaut, bietet es Platz für rund 22.000 Menschen. Heute finden hier im Sommer weltberühmte Opernaufführungen statt – eine Gänsehaut-Atmosphäre, selbst wenn man „nur“ tagsüber durch die imposanten Rundbögen streift. Zeitaufwand: 1–2 Stunden.
Casa di Giulietta
Piazza delle Erbe
Torre dei Lamberti
Restaurantempfehlungen in Verona
Verona hat eine riesige kulinarische Bandbreite – von traditionellen Trattorien bis hin zu modernen Restaurants mit kreativem Einschlag. Die Auswahl ist nahezu grenzenlos, und gerade in der Altstadt reiht sich ein gutes Lokal ans nächste. Besonders empfehlen kann ich das Caffè Ai Lamberti, wo wir selbst gegessen haben – ein Platz direkt an der Piazza delle Erbe mit hervorragender Küche und toller Atmosphäre.
Veronetta House
Unsere Unterkunft in Verona war das Veronetta House – ein charmantes Boutique-B&B auf der anderen Seite der Etsch, nur wenige Minuten von der Altstadt entfernt. Die Lage ist ruhig und dennoch zentral: Zu Fuß erreicht man die Arena di Verona und die Piazza delle Erbe in wenigen Minuten.
Die Zimmer sind liebevoll eingerichtet, modern, groß und sehr sauber. Ich hatte einen wunderschönen, kleinen, privaten Innenhof (Terrasse im 1. OG). Man merkt sofort, dass hier viel Wert auf Details und eine persönliche Note gelegt wird. Das Frühstück wird aufs Zimmer gebracht – frisch, unkompliziert und mit vielfältigen Produkten. Kein riesiges Buffet, aber genau das Richtige für einen entspannten Start in den Tag.
Das Veronetta House war die teuerste Unterkunft auf der Tour. Für das tolle Zimmer, der innenliegende große Balkon, beinahe schon Terrasse, die gute Lage und das charmante Ambiente ist das absolut gerechtfertigt – und gerade für eine Stadt wie Verona ein Glücksgriff.
Lage | +++ |
Frühstück | ++ |
Zimmer | +++ |
Preis | €€ |
+ = mäßig; ++ = gut; zufriedenstellend; +++ = sehr gut; € = sehr günstig; €€ = moderat; €€€ = teuer
Übersicht Highlights und Sehenswürdigkeiten
Ich habe die Sehenswürdigkeiten und Highlights in einer übersichtlichen Tabelle für euch zusammengestellt.
Ihr könnt sie gerne für eure Planung nutzen.
Fazit
Nach all den Etappen, Städten und Hotels bleibt vor allem eins: ein Gefühl von Dankbarkeit. Zeit für ein Fazit. Rückblickend war diese Tour für mich eine der schönsten, die ich bisher gemacht habe – und gleichzeitig eine, die mir gezeigt hat, wie wichtig es ist, beides im Blick zu behalten: die landschaftliche Schönheit und die Realität des Tourismus in dieser Region.
Der Etsch-Radweg ist ein Paradebeispiel dafür, wie gut Radinfrastruktur funktionieren kann:
- Durchgehend asphaltiert, breit und größtenteils autofrei
- Direkt am Fluss entlang, ohne ständiges Auf und Ab oder komplizierte Umleitungen
- Mit regelmäßigen Rastplätzen, kleinen Dörfern und Einkehrmöglichkeiten – von der Apfeltankstelle bis zur gemütlichen Osteria
- Landschaftlich enorm abwechslungsreich: von den alpinen Kulissen am Reschenpass über das fruchtbare Etschtal bis in die mediterrane Ebene rund um Verona
Allein dieser Abschnitt macht die Tour lohnenswert – und zeigt, wie viel Genuss Radreisen bereiten können, wenn die Infrastruktur stimmt. Die Idee, den Radweg zu verlassen und am Gardasee entlangzufahren, war genau richtig: Das Panorama zwischen Felswänden und Wasser ist schlicht spektakulär. Orte wie Malcesine oder Torri del Benaco gehören zu den schönsten Zwischenstopps, die man sich vorstellen kann. Gleichzeitig darf man nicht vergessen: Die Radwege am See sind noch im Ausbau – manche Abschnitte verlaufen über die Hauptstraße, was Aufmerksamkeit erfordert. Die Region ist stark nachgefragt – gerade an Wochenenden und in der Hauptsaison wird es sehr voll.
Für mich war das trotzdem einer der Höhepunkte der Tour – und mit etwas Timing (früh starten, Pausen abseits der Hotspots) kann man den See auch entspannt erleben. Mit Verona endet die Tour an einem Ort, der kaum besser passen könnte: Kultur, Geschichte, italienisches Flair. Die Arena di Verona, die Piazza delle Erbe und die engen Altstadtgassen sind perfekte Kulisse, um nach den vielen Radkilometern noch einmal in die Atmosphäre Italiens einzutauchen. Zwei Nächte hier waren ideal, um ohne Zeitdruck anzukommen und einfach zu genießen.
Was mich unterwegs beschäftigt hat: Die Schönheit dieser Orte ist unbestritten, aber an manchen Tagen hatte ich das Gefühl, dass sie unter den Menschenmengen fast verschwinden. Bozen, Malcesine, Sirmione – alle traumhaft, aber tagsüber oft überlaufen. Ich weiß, dass der Tourismus wichtig für diese Regionen ist, und ich selbst bin ja Teil davon. Trotzdem bleibt dieser Zwiespalt: Man wünscht sich Authentizität und Ruhe, gleichzeitig ist man nicht allein mit diesem Wunsch.
Mit etwas Planung – etwa früh starten, Nebensaison nutzen oder abseits der Hauptstraßen Pause machen – lässt sich das aber gut ausgleichen. Und am Ende bleibt: Die Kombination aus Radeln an der Etsch, dem Abstecher an den Gardasee und dem Abschluss in Verona ist für mich eine absolute Empfehlung. Weitere Inspiration für Radreisen findet ihr auch im Reisebericht Mainradweg, einer meiner ersten großen Touren auf dem Blog.
Karte
Weitere Eindrücke
Wie hat Dir der Artikel gefallen?
Zuletzt aktualisiert am 11. September 2025