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Ein Gastbeitrag von Sven Wilke
Über den Autor
Reise in die Provence
In diesem Beitrag möchte ich euch Eindrücke von meiner Reise in die Provence schildern. Anfang September letzten Jahres habe ich die Region bereits zum zweiten Mal besucht und ich bin insbesondere von der Vielfalt der Provence begeistert. Zwischen den Ausläufern der Alpen und dem Mittelmeer liegen zahlreiche Naturspektakel, wie zum Beispiel die Verdonschlucht, etliche Flüsse, traumhafte Landstriche sowie mittelalterliche Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben scheint. Für meinen siebentägigen Urlaub bin ich mit dem Auto angereist und ich habe im Kofferraum ein Faltrad mitgenommen, das ich nutzte, um die Region zu erkunden.
Isle-sur-Sorgue
Für die Reise habe ich über Airbnb eine Unterkunft in Isle-sur-Sorgue in der Region Vaucluse gewählt. Der Ort ist ein Mekka für Antiquitätenfreunde – mit vielen Galerien sowie einem Markt lockt Isle-sur-Sorgue jedes Wochenende tausende Kunstliebhaber in die Stadt, die ihre eigenen Gemälde, aber auch Second-Hand-Kunstobjekte anbieten. Jedem Besucher empfehle ich, auf den Wochenmarkt zu gehen, der einmal pro Woche am Sonntag stattfindet – das mittelalterliche Städtchen verwandelt sich in einen Freiluftmarkt mit frischen Lebensmitteln, Gewürzen, Kosmetikprodukten und so weiter. Isle-sur-Sorgue wird von den Franzosen liebevoll das „Venedig der Provence“ genannt, da der Ort von vielen Kanälen sowie dem Fluss Sorgue umgeben ist, der im Sommer traumhafte Bademöglichkeiten bietet. Isle-sur-Sorgue ist nicht nur ein mysteriöser und charmanter Ort, sondern auch ein idealer Ausgangspunkt für Tagesausflüge und Touren.
Luberon
Einige Tage habe ich im Luberon verbracht – einem Naturpark und einer Gebirgskette, die sich ideal zum Radeln eignen. Naturliebhaber und Gourmets sollten sich im Luberon auf jeden Fall eine Auszeit gönnen. Die reiche Flora und Fauna mit Olivenhainen, Lavendelfeldern und Weinbergen sind das ideale Umfeld, um Essen zu genießen und abzuschalten. Mir persönlich haben bei der Radtour am meisten die mittelalterlichen Dörfer gefallen – drei davon möchte ich hervorheben: Oppède-le-Vieux, Roussillon sowie Gordes. Oppède-le-Vieux ist ein kleines Dorf, das auf einem Felsvorsprung erbaut wurde.
Die Kapelle bildet die Spitze des Ortes und belohnt jeden, der sich die Mühe des Aufstiegs macht, mit einem Panoramablick über üppige Wälder, Berge und Felsformationen. Roussillon zeichnet sich dadurch aus, dass die meisten Gebäude in rötlichen Tönen erbaut wurden, was dem Umstand zu verdanken ist, dass der Ort auf einem Ockerfelsen liegt. Die Schönheit des Ortes ist vielen Touristen bekannt – ein Spaziergang durch das Dorf ist ein Highlight.
Das Dorf Gordes hat nicht umsonst die Auszeichnung „Plus beaux villages de France“ erhalten, was so viel wie „Schönste Dörfer Frankreichs“ bedeutet. Auch Gordes liegt auf einem Felsen und lockt mit einer pittoresken Altstadt, deren enge Gassen zum Schlendern einladen.
Anmerkung
Solltet Ihr Euch dazu entscheiden, die Gegend mit dem Fahrrad zu erkunden, ist das eine gute Idee. Achtet aber darauf, dass das Luberon sehr hügelig ist und weniger erfahrene Radfahrer bei einigen Etappen, wie zum Beispiel dem Aufstieg nach Gordes, an ihre Grenzen stoßen werden. Ich empfehle insbesondere Radfahrern, sich einige Tage für die Erkundung des Luberons zu nehmen, um die Atmosphäre der Region aufnehmen zu können.
Gorge de la Nesque
Ein weiteres Reiseziel in der Provence, das ich vorstellen möchte, ist die Schlucht der Nesque (franz: Gorge de la Nesque). Zwar ist diese nicht ganz so spektakulär wie die Verdon-Schlucht, dafür finden sich hier besonders in der Nebensaison fast gar keine Touristen – bei einem ähnlichen Naturerlebnis.
Die Nesque-Schlucht bietet ein atemberaubendes Wechselspiel zwischen dicht bewaldeter Vegetation und schroffen Felsen. Besuchern eröffnen sich teils spektakuläre Streckenabschnitte mit atemberaubenden Blicken in die Tiefe. Diese Strecke ist nur etwas für absolute Fahrrad-Profis und nichts für Menschen mit Höhenangst. Auch ich habe die Schlucht mit dem Auto bereist und hätte das mit dem Fahrrad nicht geschafft.
Wer sich für einen Tagesausflug durch die Nesque-Schlucht entscheidet, sollte auch die Dörfer um den Mont Ventoux besuchen. Der Mont Ventoux ist der höchste Berg in der Provence und wurde von den Kelten als „heiliger Berg“ verehrt. Auf der Fahrt wird dem einen oder anderen auffallen, dass die Vegetation sich an diesem Ende der Provence bereits merklich zum Rest unterscheidet. In dieser Region kann ich den einstigen Thermalort Montbrun-les-Bains empfehlen, der dem Mont Ventoux praktisch zu Füßen liegt. Der Ort ist für seine historischen Quellen bekannt und lädt zum Bummeln durch den historischen Stadtkern ein.
Insider-Tipp
Besonders wenn Sie mit Kindern reisen, lohnt sich ein Ausflug zum Fluss Toulourenc. Montbrun-les-Bains befindet sich, anders als die anderen Reiseziele, nicht mehr im Départment Vaucluse, sondern Drôme. Diese Region ist weniger touristisch als der Rest der Provence und auch die Preise, beispielsweise für ein Mittagsmenü, waren deutlich günstiger als in Isle-sur-Sorgue oder auch anderen Regionen der Provénce. Obwohl die Provence schon längst ein anerkanntes Reiseziel ist und nicht mehr als Geheimtipp gilt, finden sich je nach Region und Reisezeit immer noch Dörfer mit typischem provenzalischem Charme, in denen die Zeit stehen geblieben scheint.
Beste Reisezeit
Bedingt durch eine geographische Lage hat die Provence ein mediterranes Klima – Wärme und Sonne im Sommer sowie milde Winter. Die beste Reisezeit ist meines Erachtens zwischen Mai und Oktober. Besonders die Monate Mai und September lohnen sich für eine Reise in die Provence, da ein sehr angenehmes Klima herrscht. Außerdem ist die Provence eine recht touristische Region und die beiden Monate liegen außerhalb der Saison, man bekommt also nicht viel von anderen Touristen mit. Wer die charakteristischen Lavendelfelder sehen möchte, ist mit Juni bis Mitte August besser beraten.
Budget & Finanzierung
Die Provence ist im europäischen Vergleich kein günstiges Reiseziel – die Lebenshaltungskosten sind teurer als in Deutschland. Natürlich findet sich für jeden Geldbeutel etwas, doch unter 20,- EUR pro Person pro Nacht wird nur selten eine Unterkunft erhältlich sein. Meine Erkenntnis war, dass das Départment Vaucluse deutlich teurer und touristischer war, als das Départment Drôme. Besonders die ländlichen Regionen sind teuer – in Marseille kann man günstiger essen und findet weitaus mehr Optionen. In den meisten Läden kann man kontaktlos bezahlen – eine Kreditkarte mit Reiserücktrittsversicherung lohnt sich für eine solche Reise und bietet zusätzlichen Schutz.
Anreise und Transport
In der Regel lässt sich die Provence innerhalb von einem Tag erreichen. Für die Anreise gibt es drei verschiedene Möglichkeiten – nämlich Auto (oder Bus), Zug oder Flugzeug.
Anreise per Flugzeug: Viele Fluggesellschaften, auch Billigfluglinien, zählen Marseille zu ihrem Streckennetz. Marseille ist eine große Stadt und bietet eine gute Ausgangslage für eine Reise in die tiefere Provence. Alternativ ist auch ein Flug nach Montpellier oder Nizza eine gute Option.
Anreise per Zug
Eine weitere Möglichkeit ist die Anreise per Zug, mit dem Hochgeschwindigkeitszug TGV. Von Köln erreichen Sie Marseille innerhalb von sieben Stunden, von Karlsruhe nach Avignon geht es sogar innerhalb von sechs Stunden. Erkundigen Sie sich, welche Anfahrtsmöglichkeiten es von Ihrem Heimatort gibt.
Anreise per Auto
Das Auto ist meiner Meinung nach am besten für die Provence geeignet. Zwar dauert die Fahrt wesentlich länger als mit dem Flugzeug oder Zug, dafür sind Sie viel flexibler. Die Verbindung zwischen den einzelnen Dörfern und Regionen ist nur sehr schlecht und wer wirklich etwas von der Provence sehen möchte, sollte sich wenigstens bei Ankunft einen Mietwagen anschaffen.
Achtung
Bloß nicht blitzen lassen, die Bußgelder sind wesentlich höher als in Deutschland. Bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung ab 20 km/h müssen Sie bereits mit einem Bußgeld von 135,- EUR rechnen!
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Ich danke Dir!
Ein Traum. Wie lange ich nicht mehr dort war!