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Angriffe von Wölfen auf Menschen: Erkenntnisse des NINA Reports 2002-2020

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Titelbild Wolf © Gefunden bei Pixabay
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Lesedauer | 9 Minuten


Erkenntnisse des NINA Reports „Wolf attacks on humans: an update for 2002–2020“(1) und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen

Einleitung

Im Jahr 2002 veröffentlichte eine Forschungsgruppe des Norwegischen Instituts für Naturforschung (NINA) eine Studie(2), in der alle bis dahin weltweit bekannten Übergriffe von Wölfen auf Menschen aufgelistet wurden, und die weitreichende Beachtung fand. 18 Jahre später beauftragten die Verbände IFAW, NABU und WWF die Forschenden um Dr. John Linnell mit einer Aktualisierung der Studie, um eine faktenbasierte Diskussion zu potenziellen Gefahren durch Wölfe zu ermöglichen. Die Ergebnisse wurden im April 2021 veröffentlicht.

Die Kernfrage war: Gibt es parallel zum Wachstum der Wolfspopulation, vor allem in Europa, automatisch auch mehr Angriffe von Wölfen auf Menschen? Seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland hat es hier keine tödlichen Angriffe und auch keine aggressiven Annäherungen von Wölfen an Menschen gegeben. Die aktualisierte Studie gibt zudem einen Überblick über Konflikte von Wölfen mit Menschen in anderen Regionen der Welt.

Unbestritten ist, dass Wölfe, wie andere größere Beutegreifer auch, Menschen verletzen oder töten können. Da es sich um ein (Wild-)Tier handelt, kann niemand einen möglichen Angriff völlig ausschließen. Gleiches gilt für Wildschweine, Füchse oder Haushunde. Die Wahrscheinlichkeit für solch einen Vorfall ist jedoch – insbesondere in Europa – äußerst gering, wie die Untersuchungen zeigen. Im Folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie zusammengefasst und die sich aus Sicht von IFAW, NABU und WWF daraus ergebenden Empfehlungen vorgestellt.

Wahrscheinlichkeit für Wolfsangriffe

Von 2002-2020 fanden die Wissenschaftler weltweit 489 Angriffe, von denen 26 tödlich endeten. Schwerpunktregionen für Konflikte sind Iran, Türkei und Indien. Der Großteil (78%) der Angriffe lässt sich auf Tollwut zurückführen. In Europa und Nordamerika – in denen die Lebensumstände von Menschen als auch Wölfen vergleichbar sind (ausreichend wilde Beutetiere, keine Tollwut(3), sozioökonomischer Status) bestätigten die Wissenschaftler in den vergangenen 18 Jahren insgesamt 14 von Wölfen angegriffene Menschen, von denen zwei Fälle (beide in Nordamerika) tödlich waren.

In der Vorgänger-Studie hatten die Autoren zwischen 1950 und 2002 acht dokumentierte Fälle von tödlichen Angriffen von Wölfen auf Menschen in Europa und Nordamerika finden können, die Ursachen waren Tollwut oder Anfütterung. Obwohl die Zahl der Wölfe seit 2002 in Europa angestiegen ist, hat es in diesem Zeitraum keinen bestätigten tödlichen Angriff gegeben.

In Anbetracht dessen, dass es fast 60.000 Wölfe in Nordamerika und 15.000 in Europa gibt, die sich ihren Lebensraum mit Hunderten Millionen Menschen teilen ist es offensichtlich – so die Forscher -, dass das statistische Risiko für ein Wolfsangriff über Null liegt aber dennoch viel zu niedrig ist, um berechnet werden zu können.

Arten von Wolfsangriffen

Die Studie unterscheidet grundsätzlich in drei verschiedene Arten von Wolfsangriffen: 1) Prädatorische, 2) Tollwut und 3) Provoziert/Verteidigend. Diese Typen zu unterscheiden ist wichtig, um die Wahrscheinlichkeit eines Wolfsangriffes realistisch einschätzen, aber auch sinnvolle Handlungsoptionen und Präventionsmaßnahmen ergreifen zu können. Die Ursachen für Wolfsangriffe in Europa und Nordamerika unterscheiden sich teilweise im Vergleich zu den restlichen Weltregionen. Auf sie wird unten deshalb besonders eingegangen.

Abb.1 Originalübersicht aus der Studie(1). Die gelb markierten Fälle ereigneten sich in Nord-Amerika und Europa

Wolfsangriffe weltweit

Die Tollwut ist weltweit gesehen mit Abstand die Hauptursache für Wolfsangriffe (78%). Betroffen sind vor allem die Türkei, Indien und der Iran. Auch bei den gezielten sog. prädatorischen Angriffen von Wölfen auf Menschen findet man die meisten Fälle im Iran (42). Es ist bekannt, dass die sozio-ökonomischen und ökologischen Umstände dazu führen können, dass Wölfe gezielt Menschen als Beute angreifen und töten.

Dies ist z.B. in sehr armen ländlichen Gegenden der Fall, wo es nur wenig natürliche Beutetiere für Wölfe gibt und Wölfe für den Nahrungserwerb gezielt menschliche Nähe aufsuchen, um sich z.B. von Müll, Aas oder Haustieren zu ernähren. Die sozio-ökonomischen Bedingungen für die Bevölkerung und die Nahrungsverfügbarkeit für Wölfe dort sind jedoch mit der Situation in Europa und Nordamerika nicht vergleichbar. Die dritte Kategorie bezieht sich auf provozierte bzw. verteidigende Angriffe. Wenn Wildtiere in die Enge getrieben oder bedroht werden, kann eine Reaktion wehrhaftes Verhalten sein.

Abb. 2: Zwischen 2002 und 2020 weltweit dokumentierten Übergriffe von Wölfen auf Menschen. Die meisten Angriffe fanden in Gebieten mit Tollwut statt.

Wolfsangriffe in Europa und Nordamerika

Betrachtet man alle Fälle aus Europa und Nordamerika und auch die Ursachen genauer, so ergibt sich folgendes Bild: Beide tödlichen Fälle aus Nordamerika (1 Kanada, 1 USA) sowie elf nicht-tödliche Angriffe (3 Kanada, 1 USA, 4 Polen, 1 Italien, 1 Kosovo, 1 Nord-Mazedonien) gehen darauf zurück, dass offenbar gesunde Wölfe Menschen gezielt angegriffen haben. Nur bei einem (nicht-tödlichen) Angriff in Kroatien konnte Tollwut festgestellt werden.

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Die Tollwut ist in den USA und weiten Teilen Europas ausgerottet und entfällt folglich als Ursache. Es wird als unwahrscheinlich angesehen, dass ein mit Tollwut infiziertes Tier es allein bis nach Deutschland schafft.
Zwölf der vierzehn Fälle in Europa und Nordamerika sind laut der Studie prädatorischen Ursprungs. Anders als in den oben aufgeführten Regionen gibt es in den USA und Europa jedoch genug wilde Beutetiere, sodass sich Wölfe nicht aus Futtermangel an Menschen bzw. deren Tiere annähern müssten.

Die Ursache für ein furchtloses oder eher sogar dreistes Verhalten von Wölfen gegenüber Menschen ist deshalb meist der Zugang zu anthropogenen Futterquellen über längere Zeit. Dies können Mülleimer in der Natur oder Campingplätzen sein, oder auch Komposte und die Entsorgung von Fleischabfällen. In der Regel kann das gesteigerte Interesse an Menschen schon länger vor einem tatsächlichen Angriff beobachtet werden.

Ein Angriff ohne vorheriges auffälliges Verhalten wurde in Europa und Nordamerika nur ein Mal festgestellt (USA). In seltenen Fällen können auch Krankheit bzw. körperliche Einschränkung Grund für Angriffe oder zumindest das Aufsuchen menschlicher Nähe sein: Geschwächte (etwa durch Verletzungen) Tiere, die keine natürliche Beute erlegen können, versuchen auf einfachere Nahrung auszuweichen. Ein nicht tödlicher Angriff in Nordamerika konnte auf eine solche Verletzung zurückgeführt werden. An dieser Stelle ist jedoch festzuhalten, dass eine Krankheit, wie Räude, oder eine Verletzung nicht zwangsläufig zu Annäherung an Menschen führen muss – dies ist sogar eher die Ausnahme.

Übersicht der zwischen 2002 und 2020 durch die Studie weltweit dokumentierten Übergriffe von Wölfen auf Menschen unterteilt nach Ursachen für die Angriffe und tödlichem oder nicht tödlichem Ausgang.

Handlungsoptionen

Wölfe sind nach EU-Recht und Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Im Interesse der Gesundheit des Menschen und der öffentlichen Sicherheit können Wölfe jedoch vergrämt, gefangen oder getötet werden. Die Sicherheit der Bevölkerung steht bei der Abwägung der durch Behörden angeordneten Maßnahmen immer an erster Stelle. Grundsätzlich muss jeder einzelne Fall auch gesondert bewertet werden. Eine generelle Bejagung würde das Auftreten von Wölfen mit problematischem Verhalten nicht verhindern. Einem solchen Verhalten liegen i.d.R. individuelle positive Erfahrungen eines Wolfs mit Menschen zugrunde, wie etwa durch beabsichtigtes oder unbeabsichtigtes Anfüttern.

Eine genaue Beobachtung und fachkundliche Bewertung des Verhaltens eines möglicherweise auffälligen Tieres ist wichtig. Läuft etwa ein Wolf bei Tag in Sichtweite von Ortschaften oder Einzelgehöften oder bei Nacht direkt an Ortschaften vorbei oder durch diese hindurch, besteht beispielsweise kein Handlungsbedarf. Dies gilt auch für Wölfe, die nicht sofort beim Anblick von Menschen und Autos flüchten, sondern zunächst stehen bleiben und beobachten. Mit der zunehmenden Anzahl von Wölfen in Deutschland liegt es nahe, dass mehr Menschen die Tiere zu Gesicht bekommen. Außerdem ist es in unserer dichtbesiedelten Kulturlandschaft selbstverständlich, dass auch Siedlungen in den rund 250 km² großen Revieren von Wölfen liegen.

Wird ein Wolf mehrfach in einer Entfernung von weniger als 30 m von bewohnten Häusern über einen längeren Zeitraum beobachtet, verlangt dieses Verhalten Aufmerksamkeit. Welche Ursachen gibt es für das Verhalten, hat der Wolf z.B. gelernt menschliche Nahrung zu erhalten? Als Konsequenz kann ggf. versucht werden, das Tier zu vergrämen sprich z.B. durch den Beschuss mit Gummigeschossen oder Lärm verscheucht zu werden.

Zeigt ein Wolf sogar aggressives Verhalten gegenüber Menschen ohne vorhergehende Provokation, wird dieser aufgrund dieses gefährlichen Verhaltens in der Regel sofort getötet.

In vielen Wolfsmanagementplänen und Empfehlungen des Bundesamts für Naturschutz gibt es schon Vorgaben, in welchen Situationen Vergrämungsmaßnahmen stattfinden sollten. Diese müssen konsequent umgesetzt werden, um eine Habituierung des Wolfs und damit Angriffe auf Menschen zu verhindern. (4)

Abb.3.: Einschätzung von Wolfsverhalten (vertikal) und Managementempfehlungen (vertikal) aus BfN (2017): Wolfsverhalten – Einschätzung und Handlungsempfehlungen für das Management. – Natur und Landschaft 92 (9/10): 516-517.

Prävention

Laut der Studie verlangen insbesondere solche Fälle Aufmerksamkeit, in denen Wölfe 1. Toleranz für eine große Nähe (30 bis 50m) zu Menschen zeigen, 2. sich direkt Menschen annähern oder 3. sie Menschen mit Nahrung assoziieren. Solche Situationen bedeuten nicht automatisch, dass es zu einem Angriff des Wolfs kommt, viele Übergriffe entstehen allerdings aus solchen Situationen heraus. Um Angriffe auf Menschen zu verhindern, sollten also diese Situationen präventiv vermieden werden. Dafür ist Folgendes wichtig:

Nahrungsquellen entfernen

Wölfe sollten keinen Zugang zu Nahrungsquellen haben, die direkt mit Menschen assoziiert werden können. Das bezieht sich auf großen offenen Mülldeponien wie auch die Aufbewahrung oder Entsorgung von Nahrungsresten in ländlichen Regionen oder bei Freizeitaktivitäten. Lebensmittel und Abfälle sollten sicher aufbewahrt werden, wie es etwa in Nationalparks der USA schon üblich ist, um großen Beutegreifer wie Bären, Wölfe oder Luchse nicht anzuziehen.

In Deutschland ist die gezielte Anfütterung von Wölfen nach §45a Bundesnaturschutzgesetz verboten. Unter keinen Umständen darf es eine aktive Anfütterung etwa für Fototourismus, andere Bildaufnahmen oder aus sonstigen Gründen geben.

Aktives Monitoring

Wichtig bleibt ein aktives Monitoring der Wölfe, um ein potenziell für Menschen gefährliches Verhalten frühzeitig zu erkennen und eine Eskalation der Situation zu verhindern. Beim Monitoring sind die Behörden u.a. auf Meldungen aus der Bevölkerung angewiesen. Deshalb müssen zuständige Stellen leicht zu finden und deren Ansprechpartner erreichbar sein. Die Besenderung von (auffälligen) Wölfen mit GPS-Halsbändern kann neben wissenschaftlichen Erkenntnissen über Lebensraum und Wanderverhalten auch ein Eingreifen erleichtern, wenn nötig.

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Verhalten bei Wolfsbegegnung

Die wenigsten Menschen bemerken es, wenn Wölfe in ihrer Nähe sind. Selbst wenn die Tiere sich direkt an einem Wanderweg befinden, warten sie für gewöhnlich, bis die Menschen an ihnen vorbeigegangen sind. Bei einer Begegnung mit Wölfen gelten die Grundregeln, die im Zusammenleben mit Wildtieren wie auch Fuchs und Wildschwein immer zu beachten sind:

  • Ruhe bewahren und Wölfen die Möglichkeit geben, sich zurück zu ziehen. Wenn man sich unwohl fühlt, kann man sich groß machen, klatschen, die Wölfe bestimmt ansprechen oder rufen, oder sich langsam zurückziehen.
  • Nicht auf die Wölfe zugehen oder versuchen, sie zu streicheln oder zu füttern. Nicht nachlaufen, wenn sich die Wölfe zurückziehen. Auch Jungtiere nie Anfassen, Bauten oder Wurfhöhlen nicht aufsuchen.

Trotz aller Vorsicht: Dass es eine absolute Sicherheit nicht geben kann, muss allen bewusst sein. Das gilt für das Zusammenleben mit wilden Tieren genauso wie für den Umgang mit Haus-, Nutz- oder Zootieren.

Fazit

Die Wahrscheinlichkeit eines Wolfsangriffs ist auch trotz gestiegener Wolfsbestände immer noch äußerst gering. Die Verbände fordern deshalb eine sachliche Debatte zum Thema Gefährlichkeit von Wölfen. Sorgen und Ängste von Menschen müssen ernst genommen werden. Nötig sind Informationen zum richtigen Verhalten bei Wolfsbegegnung und ein effizientes Monitoring.

Die Skepsis gegenüber den lange abwesenden Wildtieren darf nicht für politische Meinungsmache genutzt werden. Dies ist nicht fair gegenüber den betroffenen Menschen. Die Sicherheit des Menschen steht auch für die Verbände an oberster Stelle.

Ansprechpartner

IFAW – Andreas Dinkelmeyer / ADinkelmeyer@ifaw.org
NABU – Marie Neuwald / marie.neuwald@nabu.de
WWF – Moritz Klose / moritz.klose@wwf.de

(1) Linnell, J. D. C., Kovtun, E. & Rouart, I. (2021) Wolf attacks on humans: an update for 2002–2020. NINA Report 1944 Norwegian Institute for Nature Research.
(2) Linnell, John & Andersen, Reidar & Andersone, & Balciauskas, Linas. (2002). The fear of wolves: A review of wolf attacks on humans..
(3) https://www.who.int/rabies/Presence_dog_transmitted_human_Rabies_2014.png
(4) Vgl. BfN-Skripten 502 (2018): Konzept im Umgang mit Wölfen, die sich Menschen gegenüberauffällig verhalten – Empfehlungen der DBBW

Wichtige Fragen zur Studie im Überblick

Zu welchem Ergebnis kommt die Studie?
Die Studie zeigt, dass ein Angriff durch Wölfe auf Menschen nicht völlig auszuschließen ist. Die Wahrscheinlichkeit ist aber so gering, dass sie nicht statistisch-sinnvoll berechnet werden kann. Obwohl die Wolfspopulation in Mitteleuropa und Nordamerika in den letzten 20 Jahren zugenommen hat, hat sich die Angriffshäufigkeit nicht erhöht. Die Studie aus 2002 fand 68 Übergriffe in Europa und Nordamerika von 1950-2002, zwei davon tödlich, 37 aufgrund von Tollwut. Von 2002-2020 wurden in diesen Regionen 14 Übergriffe registriert, zwei davon tödlich. Grund für die Abnahme der Angriffe ist die Ausrottung der Tollwut. Die Häufigkeit der Angriffe aus sonstigen Gründen ist auf einem gleichen, sehr geringen Niveau geblieben.
Welche Angriffsarten werden unterschieden?

Es wird zwischen drei verschiedenen Arten von Angriffen unterschieden:

  1. Prädatorische
  2. Tollwut
  3. Provozierte / Defensive.

Weltweit ist die Tollwut mit 78 Prozent der Fälle die häufigste Ursache für Angriffe von Wölfen. Die Krankheit ist in Deutschland jedoch seit 2008 ausgerottet ist. Prädatorische Angriffe sind solche, in denen ein gesund wirkender Wolf gezielt einen Menschen angreift, und es hierfür keine Gründe wie Provokation oder Verteidigung gibt. Letzteres ist der Fall, wenn Wölfe zum Beispiel in die Enge getrieben werden, ihren Nachwuchs verteidigen, oder sich wehren, wenn sie direkt angegriffen werden. Hierzu zählen einige Fälle, bei denen Nutztierhalter*innen Wölfe aus ihren Ställen vertreiben wollten. In der Regel ziehen sich Wölfe jedoch von ihrer Beute zurück, sobald Menschen kommen.

Wie können Angriffe verhindert werden?
Es ist nicht komplett auszuschließen, dass es zu einem Angriff kommen könnte, wie bei anderen Tieren auch. Wichtig ist jedoch, dass auffälliges Verhalten frühestmöglich registriert wird, damit gehandelt werden kann. Hierfür ist ein aktives, gut funktionierendes Wolfsmonitoring wichtig. Kontakt zu Ansprechpartner*innen müssen bei Wolfssichtungen online zu finden sein (https://dbb-wolf.de/Wolfsmanagement/bundeslaender/ansprechpartner). Optionen im Monitoring sind Besenderungen mit einem GPS-Halsband, um genauer nachvollziehen zu können, wo sich der Wolf aufhält. Dies ist schon Teil der sogenannten „Vergrämung“, bei der der Wolf negative Reize in Bezug auf Menschen erfährt. Dazu gehören auch Gummigeschosse, wobei diese nicht zu ernsthaften Verletzungen führen dürfen. Wenn all diese Maßnahmen nicht erfolgreich sind und der Wolf immer noch die direkte Nähe von Menschen sucht, ist das letzte Mittel der Abschuss des betreffenden Tieres.

Wurden auch reine Begegnungen zwischen Menschen und Wölfen erfasst?
Beispielhaft wurden auch Wolf-Mensch-Begegnungen beschrieben, bei denen es nicht zum körperlichen Angriff kam. Diese Fälle gehen jedoch nicht in die Zahlen mit ein. In Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit einer Wolfsbegegnung gering, wie die Erfahrung der letzten 20 Jahre zeigt. Es kann jedoch trotzdem zum Zusammentreffen von Mensch und Wolf kommen, in den allermeisten Fällen verläuft so eine Situation unaufgeregt, die Wölfe ziehen sich zurück. Einzelfälle, in denen Wölfe aktiv auf einen Menschen zugehen oder sich nicht gleich verscheuchen lassen, sind äußerst selten. Sie bedürfen der Aufmerksamkeit durch die zuständigen Monitoring-Stellen der Länder, die wiederum entscheiden müssen, ob ein Handeln (wie Vergrämung oder als letztes Mittel der Abschuss) nötig sind. Die Ansprechpartner in den Bundesländern sind zu finden unter: https://dbb-wolf.de/Wolfsmanagement/bundeslaender/ansprechpartner
Wie verhalte ich mich bei einer Wolfsbegegnung?
  • Ruhe bewahren und Wölfen die Möglichkeit geben, sich zurückzuziehen. Wer unwohl fühlt, kann sich groß machen, klatschen, die Wölfe bestimmt ansprechen oder rufen, oder sich langsam zurückziehen.
  • Nicht auf die Wölfe zugehen oder versuchen, sie zu streicheln oder zu füttern. Nicht nachlaufen, wenn sich die Wölfe zurückziehen. Auch Jungtiere nie anfassen, Bauten oder Wurfhöhlen nicht aufsuchen.
  • Die Begegnung bei der zuständigen Stelle für Wolfsmonitoring melden, damit frühzeitig erkannt werden kann, ob es sich um ein auffälliges, wiederholtes Verhalten handelt: https://dbb-wolf.de/Wolfsmanagement/bundeslaender/ansprechpartner
  • Trotz aller Vorsicht: Dass es eine absolute Sicherheit nicht geben kann, muss allen bewusst sein. Das gilt für das Zusammenleben mit wilden Tieren genauso wie für den Umgang mit Haus-, Nutz- oder Zootieren.

 

Quelle: NABU Deutschland | https://www.nabu.de/news/2021/04/29806.html

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