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Über Pfingsten 2022 starteten direkt zwei Abenteuer auf einmal. Nicht nur, dass sich zwei mutige Radler auf den Weg nach Wetzlar machen, um das schöne Lahntal von Wetzlar bis Limburg zu erkunden – sie taten dies tatsächlich am ersten Wochenende, gleichzeitig Pfingsten, an dem das 9-Euro-Ticket den Bahnsteig deutschlandweit zur anarchischen Versuchsstation werden ließ.
Über die Anfahrt mit der Bahn muss man gar nicht viele Worte verlieren. Es reicht, kurz die Begriffe Überfüllung, Zugangsverweigerung, Verspätung, Ausfall oder Notfalleinsatz am Gleis zu erwähnen. Letztlich wurde das Abenteuer „Anreise“ aber erfolgreich gemeistert – den Rest kann sich jeder in den Nachrichten ansehen.
Die Rückfahrt verlief dagegen deutlich entspannter. Hier auch nochmal ein Gruß an die sympathische Begleitung von Frankfurt bis Zwingenberg 😊
Der Lahntalradweg
Von der Quelle bis zur Mündung der Lahn, also vom Rothaargebirge bis Lahnstein, bietet der Lahnradweg 245 km ganz entspannten Fahrradspaß. Der Weg verläuft meist direkt am Fluss entlang, jenseits von Autoverkehr und Hektik, ganz romantisch. Dieses Wochenende fuhr ich die Etappe von Wetzlar bis Weilburg in zwei kleinen Tagestouren. Mit E-Unterstützung kann man hier sicher auch eine 1-Tagestour daraus machen, da wir allerdings noch klassisch ohne Motor unterwegs sind, entschieden wir uns für die gemütlichere Variante.
Strecke
Der Radweg ist auf dieser Etappe so wie durchgängig sehr gut ausgebaut. Meist asphaltiert und auf teils sehr breiten Wegen geht es oft an der Lahn entlang, mit wenigen Ausnahmen. Weiterhin sind kaum große Anstiege zu bewältigen. Auch hier gab es während unserer Tour nur aufgrund von Umleitungen Grund zum schwitzen.
Ausgangspunkt: Wetzlar
Etappenziel: Limburg
Tourenlänge: 80,5 km
Fahrzeit: 5 1/2 bis 6 Stunden
Entfernungen
000,0 km Wetzlar
009,0 km Oberbiel
013,0 km Solms
017,5 km Schloss Braunfels
022,0 km Leun
033,0 km Löhnberg
039,0 km Weilburg
049,0 km Graveneck
051,0 km Fürfurt
054,5 km Aumenau
063,5 km Villmar
067,5 km Runkel
073,5 km Dehrn
080,5 km Limburg
Höhenprofil
Etappe 1: Wetzlar – Weilburg
Stadtführung Wetzlar
Am ersten Tag nutzen wir den Vormittag für eine Stadtführung inklusive Einblicke in die Geschichte des Doms und der Stadt. Ein gewisser Johann Wolfgang von Goethe lebte hier, als sich im Oktober 1772 ein junger Student aus Liebeskummer erschoss – das war die Vorlage für das berühmte Drama „Die Leiden des jungen Werther“.
Die Stadführung kann man für € 5.- p.P. bei der Tourist Information Wetzlar buchen, es geht auch über das Internet. Sie dauert 1,5 Stunden und kann samstags um 10:30 Uhr, als auch 14:00 gebucht werden. Wer ein bisschen mehr über Wetzlar und seine wirklich abwechslungsreiche Geschichte erfahren möchte, dem sei die Stadtführung definitiv empfohlen.
Vom Ufer der Lahn aus startetenn wir in Wetzlar entlang der Uferstraße westwärts. Mit einem letzten Blick auf den Dom verabschiedeten uns und radeltenn Richtung Solms. Wer möchte, kann hier direkt beim Kloster Altenberg stoppen und einen Rundgang machen. Auch werden Führungen angeboten, die man über die Homepage buchen kann. Nach einer kurzen Kehrtwände aufgrund einer nicht ganz so gut ausgeschilderten Umleitung ging es über die E44.
Wer auf dieser Strecke noch etwas Zeit verbringen will, der kann ein paar weitere Sightseeing Points ansteuern und sich das Schloß Braunfels, den Tiergarten oder den Märchensee Hirschhausen ansehen. Weiter auf dem Radweg gab es leider einige Umleitungen, die nicht nur immer weg von der Lahn führten, sondern auch einige Höhenmeter abverlangten.
Weiter ging es, mit einem Schwarzmilan, der uns ein Stück begleitete, vorbei an Leun und Tiefenbach, bevor wir in Biskirchen wieder direkt an der Lahn entlang fuhren. In Löhnberg an SELTERS vorbei, waren wir schon auf der Zielgeraden Richtung Weilburg. Weilburg ist eine richtig schöne Stadt. Vor allem die Altstadt, um die die Lahn wie eine Schleife gebunden scheint, hat eine wunderschöne Lage. Auch abseits einer Radtour, ist Weilburg immer einen Ausflug wert. Der Besuch der Schlossanlage darf natürlich nicht fehlen – ist aber auch unmöglich zu verhindern, wenn man vor Ort ist.
Renaissanceschlosses Weilburg
Das Schloss Weilburg ist eine der bedeutendsten barocken Schlossanlagen in Hessen. Auf einer Länge von 400 Meter erhebt es sich auf der Ostflanke eines zum Taunus gehörenden Bergspornes über der Lahn und bedeckt fast die Hälfte der Fläche der Weilburger Altstadt. Das 1545 bis 1590 erbaute Hochschloss zählt zu den am besten erhaltenen Renaissanceschlössern in Hessen.
Der barocke Ausbau wurde an dieses Hochschloss angepasst, so dass sich heute das Bild eines einheitlichen Gebäudekomplexes ergibt. Die Hauptphase des barocken Ausbaus erfolgte von 1701 bis 1721 unter Graf Johann Ernst von Nassau-Weilburg und seinem Landesbaumeister Julius Ludwig Rothweil. Das Schloss ist heute eine Liegenschaft der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen und kann als Museumsschloss im Rahmen von Führungen besichtigt werden. [Wikipedia]
Schiffstunnel Weilburg
Der Tunnel verläuft 195 Meter unter dem Mühlberg und gehört zum Weilburger Tunnelensemble. Es ist der einzige Schiffstunnel Deutschlands und wurde von Herzog Adolph von Nassau in den Jahren 1844-1847 erbaut.
Technische Daten des Tunnels:
Länge:195,26 m
Breite:5,60 m
Höhe:6,30 m
Tiefe:1,75 m
Wasserspiegeldifferenz zwischen Ein- und Ausfahrt: 4,65 m, deshalb gekoppelte Doppelkammerschleuse mit 3 Toren. Kammerlänge 42 m, Breite: 5,35 m, 10.000 Kubikmeter Aushaugestein (Grünstein-Kalkstein und Rotschiefer).
Zur Ausmauerung wurden 32.000 Ziegelsteine und der Rest Bruchsteine aus dem Löhnberger Weg, aus Arfurt und den Marmorbrüchen aus Villmar verwenet. Der Schiffstunnel ist einer der drei Tunnel des Tunnel-Ensembles in Weilburg an der Lahn, bestehend aus Schiffstunnel, Eisenbahntunnel und Autotunnel.
Etappe 2: Weilburg – Limburg
Vorneweg: Die rund 40 Kilometer zwischen Weilburg und Limburg gehören mit zu den schönsten Etappen, die ich je gefahen bin. Die Strecke ist so gut wie die komplette Zeit über leicht abschüssig und führt wenige Meter direkt an der Lahn entlang. Anders als auf der voherigen Etappe aber großteils ohne Straßen in der Nähe – Natur pur! Wie überall an der Lahn sind auch hier zahlreiche Kanus im Einsatz, die sich auf der Lahn entlang aufreihen.
Los ging es in Weilburg und auch hier schon direkt am Fluß entlang. Nach kurzer Zeit kommt man an dem auf der gegenüberliegende Seite gelegenen Campingplatz Odersbach vorbei. Von diesem und einem weiteren Campingplatz abgesehen, fährt man hier mitten in der Natur und hat keinen Kontakt zu Straßen oder muss durch irgendwelche kleinen Städte oder gar Industriegebiete.
Nach etwa einem Drittel der Strecke empfehle ich als Einkehrtipp die Lahntalschänke in Führfurt. Suchen muss man diese nicht, da sie direkt am Radweg liegt und man quasi automatisch einkehrt, nachdem man die Schienen am Bahnhof überquert hat. Ob Salatteller, Jägerschnitzel (Fleisch wird von einer kleinen Metzgerei aus dem Nachbarort bezogen) oder einfach nur isotonische Getränke für den Flüssigkeitshaushalt – hier kann man gemütlich eine Pause einlegen, obgleich diese rein körperlich nach entpannter Route nicht zwingend notwendig ist.
Burgruine Runkel
Das zweite Drittel der Etappe endet in Runkel, wo man sich Zeit für die Burgruine nehmen sollte. Eintritt kostet € 5.-, allerdings sollte man sie inverstieren. Man kann einen sehr schönen Rundgang durch die Burg machen, welcher durch diverse als Museum gestaltete Räume führt und als Highlight den Turm als finales Ziel anbietet, von dem man einen fantastischen Rundumblick auf die Lahn und die Umgebung hat.
Auch im letzten Drittel der Tagestour schlängelt man sich press an der Lahn entlang und es fährt sich – auch ohne „E“ – beinahe von alleine. Bei Steeden nimmt man noch eine größerer Lahnschleife mit, bevor die Einfahrt nach Limburg beginnt. Hier landet man direkt an der alten Lahnbrücke, welche direkt in die hügelige Altstadt führt.
Limburger Dom
Die Limburger Altstadt bietet neben kleinen, schmalen Gassen, einem breitgefächerten Gastronimieangebot und vielen alten, sehr schönen Fachwerkensembles den Limburger Dom als Sightseeing-Point. Natürlich kommt man nicht umher, sich den berühmt gewordenen Protzbau des umstrittenen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst – zumindest von außen – anzusehen. Zugegeben, 31 mio Euro hab ich mir optisch anders vorgestellt aber wie erwähnt – wir haben uns das nur von aussen betrachtet.
Einkehr-Tipp Batzewirt
Als Einkehr-Tipp empfehle ich in Limburg die Lokalität „Zum Batzewirt“, direkt am Kornmarkt. Auf den ersten Blick eine kleine, verwinkelte urige Kneipe. Auf den zweiten auch. Ausgestattet mit ein paar schönen Aussenplätzen und einer gut-bürgerlichen Speisekarte. Das Highlight allerdings war das ausgesprochen gut geschulte Fachpersonal, sprich zwei Damen, die den Laden mehr als nur im Griff haben und trotzdem auch gerne für einen kurzen Plausch oder weitere Ausgehtipps zur Verfügung stehen. Mein persönlicher Tipp: Probier den Hackbraten mit Zwiebelsoße!
Hotels
Pension Domblick in Wetzlar
Die Pension Domblick in Wetzlar hat eine wunderschöne Lage, wenige Meter von der Lahn entfernt, über die fußläufig eine kleine Brücke direkt in die Altstadt führt. Die Kommunikation im Vorfeld verlief sehr gut und zuvorkommend – Wichtig, wenn man aufgrund eines zufälligen 9-Euro-Ticket-Bahn-Chaos einige Stunden später ankommt, als geplant. Die Zimmer sind zweckmäßig ausgestattet, das Frühstück ist sehr abwechslungsreich, lecker und frisch. Als kleines Highlight bekamen wir als Radfahrer eine kleine Vespertüte mit belegtem Brötchen, Obst und Müsliriegel während dem Frühstück ausgeteilt, eine sehr sympathische Aufmerksamkeit. Klare Weiterempfehlung.
Lage | +++ |
Frühstück | +++ |
Zimmer | ++ |
Preis | €€ |
+ = mäßig; ++ = gut; zufriedenstellend; +++ = sehr gut; € = sehr günstig; €€ = moderat; €€€ = teuer
Hotel Residenz 23 in Weilburg
Über das Hotel Residenz 23 in Weilburg lässt sich auch nichts schlechtes sagen. Einzig die Lage macht es unmotorisierten Radfahren etwas schwer, auf den letzten 800 Metern noch Spaß zu vermitteln. Davon abgesehen war alles hervorragend. Das beste Frühstück am ganzen Wochenende, tolle und geräumige Zimmer, alles sauber. Klare Weiterempfehlung.
Lage | ++ |
Frühstück | +++ |
Zimmer | +++ |
Preis | €€ |
+ = mäßig; ++ = gut; zufriedenstellend; +++ = sehr gut; € = sehr günstig; €€ = moderat; €€€ = teuer
Dom Hotel Limburg
Das Dom Hotel Limburg hat ebenfalls eine hervorragende Lage am Rande der Altstadt, war erstaunlich günstig und hatte im Einzelzimmer ein großes King-Size-Bett. Generell war es für ein Einzelzimmer sehr geräumig und hat ein super Bad. Laut Aussagen Einheimischer das „Beste Haus am Platz“, was man glauben kann. Aufzug, abschließbarer Fahrrad-Unterstand und weitere Annehmlichkeiten sorgen auch hier für eine klare Weiterempfehlung. Einzig zum Frühstück kann ich nichts sagen, da wir dies hier ausgelassen und in der Altstadt gefrühstückt haben.
Lage | +++ |
Frühstück | nicht gebucht |
Zimmer | +++ |
Preis | € |
+ = mäßig; ++ = gut; zufriedenstellend; +++ = sehr gut; € = sehr günstig; €€ = moderat; €€€ = teuer
Karte
Weitere Eindrücke
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