Ich veröffentliche hier den September-Newsletters des Netzwerks Bergsträßer Wald:
„Ja, wir könnten jetzt was gegen den Klimawandel tun, aber wenn wir dann in 50 Jahren feststellen würden, dass sich alle Wissenschaftler doch vertan haben und es gar keine Klimaerwärmung gibt, dann hätten wir völlig ohne Grund dafür gesorgt, dass man selbst in den Städten die Luft wieder atmen kann, dass die Flüsse nicht mehr giftig sind, dass Autos weder Krach machen noch stinken und dass wir nicht mehr abhängig sind von Diktatoren und deren Ölvorkommen. Da würden wir uns schön ärgern.“
(Marc-Uwe Kling)
Immer noch wird das Ökosystem Wald in seiner Bedeutung von vielen Entscheidungsträgern unterschätzt. In diesem Newsletter wollen wir euch einladen, weiterhin an den Waldbegehungen der Gemeinden teilzunehmen. Es zeigt sich, dass eine zunehmende Bürgerbeteiligung einen positiven Einfluss auf die Art und Weise der Waldbewirtschaftung nimmt. Durch neue und unterschiedliche Perspektiven können Entscheidungen zum Wald fundierter getroffen werden. Wir sind auf den Wald angewiesen und der Wald auf uns! Wir hoffen, dass unsere Informationen und Anregungen euer Waldwissen erweitern.
Bisherige Waldbegehungen
- Mai – Infotermin in Bickenbach, Vortrag „Naturnaher Wald nach dem Lübecker Modell“ von Knut Sturm, Forstamtsleiter Lübeck, Naturwald Akademie
- Juni – Waldbegehung (Jugenheim/Alsbach) des Netzwerks Bergsträßer Wald mit Diplom-Forstwirt Volker Ziesling
- Juli – Waldbegehung (Jugenheim/Alsbach) des Netzwerks Bergsträßer Wald mit Diplom-Forstwirt Martin Bertram
- Juli – Exkursion Alsbacher Wald seitens des Klima- und Nachhaltigkeitsbeirat
- September – Waldbegang Bickenbach durch PLU/Gemeinde/HessenForst
- September – Waldbegehung Jugenheim durch BUND am Melibokus mit Diplom-Forstwirt Volker Ziesling
- September – Waldbegehung durch die Verwaltung Alsbach-Hähnlein am Alsbacher Schloß / Melibokus unter der Leitung von HessenForst
Waldwissen
Sabine Hodges, Umweltschützerin aus Lampertheim, engagiert sich seit Jahren für den heimischen Wald, ist eine kundige Beobachterin der Veränderungsprozesse im Wald.
Buchen-Infos:
Heimische Rotbuchen sind tough und anpassungsfähig!
Nach einem der heißesten und trockensten Jahre beobachtete sie ein Waldgebiet im Viernheimer Staatswald westlich der A67 (sandiges Dünen-Waldgebiet), wo Hessen-Forst viele Kiefern- und Nadelholzplantagen anlegte und vergleicht diese mit den wenigen noch vorhandenen Buchenwaldabteilungen. Der Viernheimer Staatswald ist ähnlich wie der Lampertheimer Wald eines der TROCKENSTEN, heißesten Waldgebiete Deutschlands mit sehr tiefem Grundwasserstand. Dennoch behaupten sich hier noch heimische Laubbäume wie Buchen. Sie verjüngen sich von alleine – ohne fremdes Zutun. Hessen-Forst will hier seit Jahren „weg von Buchen“.
Was spricht gegen Buchenförderung und -erhalt?
Mögliche Gründe sind:
- Rotbuchen wachsen langsamer
- Die Sägeindustrie bevorzugt Kiefern- und Nadelholz
- Schattenliebende Buchenwälder vertragen keine zu starken Holzeinschläge und werden krank (Sonnenbrand)
Man ist echt überrascht, wie grün und gesund die meisten Buchen in dem sandigen Dünenwaldgebiet noch aussehen. Sie haben im schattigen Verband die letzten trockenen Hitzesommer wohl besser überstanden als die gepflanzten Nadelbäume. Man kann diese „Wald(um)bau-Strategie“ mit viel Auflichtungen nicht nachvollziehen. Hier auf Sabine Hodges YouTube Kanal „Gonnasee1“ ein Video mit Fotos aus dem Waldgebiet.
Aus den Gemeinden
Die Waldwirtschaftspläne in Bickenbach und Alsbach-Hähnlein werden demnächst verabschiedet. Die Gemeinden – also wir Bürger:Innen sind die Waldbesitzer und entscheiden über die Zukunft des Waldes. Deshalb bitten wir Euch zu diesen öffentlichen Sitzungen zu gehen und damit Präsenz und Interesse zu zeigen. Gerne gemeindeübergreifend.
Alsbach-Hähnlein: 01.11.22 (Dienstag) um 20:00 Uhr Sitzung des Ausschusses für Bauen, Planung, Umwelt und Ortsentwicklung (öffentlich)
Bickenbach: 08.11.22 (Dienstag) um 19:30 Uhr Sitzung des Planungs-, Landwirtschafts- und Umweltausschusses (öffentlich)
Vor dieser Sitzung ist eine öffentliche Begehung des Waldstückes „Fohlenweide“ geplant, wo Bäume gefällt werden sollen.
Mitmach-Aktion: Befüllen der Hähertische
Im letzten Jahr wurden in einer gemeinsamen Aktion von Lernort Natur und IUHAS Hähertische für den Alsbacher Wald gebaut und dort aufgestellt (s. Standortkarte). Wer in den nächsten Tagen (bzw. generell im Herbst) im Wald unterwegs ist, kann gerne immer mal wieder einen Blick in die Hähertische werfen und Eicheln nachfüllen. Eichelhäher werden diese dann wie ein Eichhörnchen sammeln, verstecken und damit unbewusst auch pflanzen. Damit helfen wir dem Wald, sich selbst zu verjüngen. Zusätzlich werden noch 1-2 handwerklich etwas begabte Helfer zum Anbringen der Info-Tafeln gesucht. Freiwillige gerne melden! 🙂
Ansprechpartner der Aktion sind:
Jonas Sowa, IUHAS (jonas@iuhas.de) und Christian Haibt, Lernort Natur (lernortnatur@yahoo.de)
Buchtipps
„Der Waldwanderer“ von Gerald Klamer
„Der Wald ist beides zugleich: Klimaopfer, aber auch Klimaretter“
Unzufrieden mit forstwirtschaftlichen Entscheidungen hängt Gerald Klamer 2021 seine sichere Stelle als Förster an den Nagel, um auf einer knapp 6000 Kilometer langen Wanderung durch Deutschland ein umfassendes Bild vom Zustand des Waldes zu gewinnen, auf seine Bedrohung aufmerksam zu machen und Menschen für den Schutz des Waldes zu motivieren. Er durchwanderte von Februar bis November wohltuende intakte Wälder ebenso wir erschreckend kaputte Waldgebiete.
In seinem Buch schildert Gerald Klamer anschaulich und eindrücklich seine Erkenntnisse, gespeist aus seinen Beobachtungen und zahlreichen Interviews mit Waldverantwortlichen, Wissenschaftler:innen und Politiker:innen, die sich für den Erhalt des Waldes engagieren und auf eine alternative naturnahe Waldwirtschaft setzen. Entstanden ist eine hervorragende Grundlage für die aktuelle Diskussion um das komplexe Thema Wald und seinen Erhalt als Ökosystem – mit besonderer Bedeutung nach diesem heißen trockenen Sommer 2022.
Lassen wir uns von Klamers Begeisterung für den Wald anstecken!
„Geflochtenes Süßgras – Die Weisheit der Pflanzen“ von Robin Wall Kimmerer
Robin Wall Kimmerer ist Professorin für Umweltbiologie am College für Umwelt- und Forstwissenschaften der State University of New York – und Angehörige des indigenen Volkes der Potawatomi (Nordamerika).
Die Autorin hat es sich zur Aufgabe gemacht, uns ihr Weltbild, ihre Haltung zur Natur und Verstehen der Zusammenhänge begreiflich zu machen, indem sie wissenschaftliche Erkenntnisse mit ihren eigenen Erfahrungen verbindet und Geschichten aus ihrem Leben erzählt, die die tiefe Verbundenheit zur Erde, die Dankbarkeit zu allem und jedem zum Ausdruck bringen. Was heißt es wirklich, nachhaltig mit unseren Ressourcen umzugehen? Wir müssen begreifen, wie das gegenseitige Geben und Nehmen funktioniert, um unsere Erde zu retten und lange erhalten zu können.
„Geflochtenes Süßgras“ steht auf der New York Times Bestsellerliste seit 2020 – zu Recht!
Filmtipps
Rückepferde statt Harvester
Die Doku: Die Rückkehr der Rückepferde zeigt eine schonende Bewirtschaftung von Wäldern
Die Ausbeutung der Urwälder
In einer SWR Doku: wird vor allem über die Vergabe des FSC -Siegels im Urwald berichtet. Viele von uns waren erschüttert, da es eine Form von unterschätztem Greenwashing ist.
Termine
WaldKlimaGipfel in Berlin und ONLINE
Dienstag, 04. Oktober, 10Uhr – 18Uhr und Mittwoch, 05. Oktober, 10Uhr – 17Uhr
Das GEO-Magazin und Wohllebens Waldakademie veranstalten an diesen beiden Tagen einen WaldKlimaGipfel in Berlin. Dabei steht die Veranstaltung für Dialog und Austausch zwischen kontroversen Standpunkten in Politik, Wissenschaft und Naturschutz. Um die Veranstaltung für alle zugänglich zu machen, wird der WaldKlimaGipfel kostenlos und frei zugänglich online übertragen.
Hier ist der Link zum Programm: https://www.waldklimagipfel.de/media/6c251ce1-70f5-408e-ba74-34164a424a8b.pdf
Hier ist der Link zur kostenlosen Online-Teilnahme – bitte anmelden: https://www.waldklimagipfel.de/tickets
Erstes Waldforum Heidelberg
Samstag, 15. Oktober, 9 – 17Uhr findet das Erste Heidelberger Waldforum statt – Eintritt frei –
Adresse: Gemeindesaal der Friedenskirche, Kriegsstr. 20, 69121 Heidelberg
Vorträge und Podiumsdiskussion zu den Themen: Klima, Biodiversität, Waldnutzung mit den Forstwissenschaftlern Lutz Fähser und László Maráz
Veranstalter sind Greenpeace Mannheim-Heidelberg, Waldwende Heidelberg und Waldwende Jetzt!
Sonstiges
Auch Lichtverschmutzung trägt zum Schwund der biologischen Vielfalt bei. Die Bürgerversammlung in Seeheim-Jugenheim am 15.09. informierte auf einer guten und interessanten Veranstaltung zum Thema Lichtverschmutzung und Ausleuchtung unserer Straßen. Deutlich wurde hierbei herausgearbeitet, wie schädlich künstliches Licht für Nachtlebewesen wie Nachtfalter, Fledermäuse, Eulen, aber auch für uns Menschen ist. Nachtfalter verenden zu Tausenden an Straßenlaternen. Den nachtaktiven Jägern fehlt somit die Nahrungsgrundlage. Der Biorhythmus des Menschen wird beeinträchtigt mit Folgen wie Stress, Schlafstörungen, Übergewicht. Interessant: Die Straßenbeleuchtung in Frankreich wird einfach zwischen 22:00 und 5:00 abgeschaltet. Warum machen wir es nicht genauso? Spart Energie, reduziert die Lichtverschmutzung und tut uns allen gut!
Vertiefende Informationen zum Thema enthält das Buch ‚Licht aus‘ von Dr. Annette Krop-Benesch.
Spende
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Kontoverbindung:
Netzwerk Bergsträßer Wald
IBAN: DE73 5086 1501 0000 4172 89
BIC: GENODE51ABH
Raiffeisenbank Nördliche Bergstraße
Quelle: Netzwerk Wald: Meike Plößer, Gunnar Glänzel, Yvonne Albe, Friede Gebhard, Petra Kupec
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