Natur & Umwelt

Der Eisvogel: Farbenprächtiger Jäger

Artikelinfo
Titelbild: Eisvogel in den Tongruben © Jürgen Schneider
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Lesedauer | 7 Minuten


Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist ein faszinierender Vogel, der für seine lebendigen Farben und seine beeindruckenden Fähigkeiten bekannt ist. Mit seinem charakteristischen blau-orangen Gefieder und seinem eleganten Flug ist der Eisvogel eine wahre Augenweide. Folgend findet Ihr einige Informationen, besondere Merkmale und Wissenswertes über meinen Lieblingsvogel – den Eisvogel.

Vorkommen

Der Eisvogel ist in Europa, Asien und Nordafrika heimisch. Er bewohnt vor allem Gewässer und Flussufer mit klarem, stehendem oder langsam fließendem Wasser. Seine Präferenz für solche Lebensräume spiegelt sich in seiner speziellen Anatomie wider. Der Körperbau des Eisvogels ist schlank und kompakt, was ihm ermöglicht, schnell und wendig beim tauchen durch das Wasser zu gleiten. Sein Schnabel ist lang und spitz, ideal zum Tauchen und zum Fangen von Beute. Die Flügel des Eisvogels sind kurz und abgerundet, was ihm hilft, schnelle Manöver in der Luft auszuführen.

In Europa erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet von Nordwestrussland und Skandinavien bis hinunter nach Nordafrika und Portugal. In Asien findet man den Eisvogel von der Türkei und dem Nahen Osten über den indischen Subkontinent bis nach Südostasien. Diese weite Verbreitung verdeutlicht die Anpassungsfähigkeit dieser faszinierenden Vogelart an verschiedene Lebensräume. In Großbritannien ist der Eisvogel vor allem in England und Wales anzutreffen. In einigen Teilen Europas, wie beispielsweise in den Niederlanden und Deutschland, hat der Eisvogel aufgrund von Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung seiner Lebensräume eine erholte Population erfahren.

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Der Eisvogel bevorzugt Gewässer mit klarem, stehendem oder langsam fließendem Wasser, wie Flüsse, Bäche, Teiche, Seen und Kanäle. Diese Gewässer sollten über ausreichend Fischbestände verfügen, da Fische die Hauptnahrungsquelle des Eisvogels sind. Außerdem benötigt der Eisvogel geeignete Brutplätze, die in der Regel in Steilufern oder Sand- und Lehmufern zu finden sind. Diese bieten Schutz vor Feinden und schlechtem Wetter sowie die Möglichkeit, Tunnel für die Eiablage zu graben.

Einige der bekanntesten Lebensräume des Eisvogels in Deutschland sind die Flusstäler großer Ströme wie Rhein, Donau und Elbe. Diese Flusssysteme bieten dem Eisvogel eine reichhaltige Nahrungsquelle und geeignete Steilufer für die Eiablage. Auch kleinere Flüsse und Bäche, sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten, können Lebensräume für den Eisvogel sein. Oftmals findet man ihn in der Nähe von Parks, Gärten oder Naturschutzgebieten, die über entsprechende Gewässer verfügen.

Info
Bei uns in Bensheim kann man den Eisvogel beispielsweise in den Tongruben zwischen Bensheim und Heppenheim finden, wo er ideale Bedingungen hat.
Eisvogel (Alcedo atthis) Bild: Jürgen Schneider

Besondere Merkmale

Farbenpracht

Der Eisvogel ist für seine leuchtenden und intensiven Farben bekannt. Sein Gefieder zeigt eine Kombination aus leuchtendem Türkisblau auf dem Rücken, Flügeln und Schwanz, orangefarbenem bis rostbraunem Brustbereich und einem weißen Kehlfleck. Die kräftigen Farben des Eisvogels machen ihn zu einem wahren Juwel der Vogelwelt.

Kompakte Körpergröße

Der Eisvogel ist vergleichsweise klein und kompakt. Er erreicht eine Länge von etwa 16 bis 17 Zentimetern und wiegt zwischen 30 und 40 Gramm. Sein kleiner Körperbau ermöglicht es ihm, sich geschickt in seiner natürlichen Umgebung zu bewegen, insbesondere beim Tauchen und beim Fliegen entlang von Gewässern.

Scharfer und langer Schnabel

Der Schnabel des Eisvogels ist lang, spitz und kräftig. Er ist perfekt an die Jagd auf Fische angepasst. Der Schnabel ermöglicht es dem Eisvogel, seine Beute zu greifen und zu töten. Zusätzlich dient der Schnabel auch dazu, Nisttunnel in Uferböschungen zu graben, in denen die Eier abgelegt und die Jungen aufgezogen werden.

Flugfähigkeiten

Obwohl der Eisvogel im Wasser geschickt taucht, ist er auch ein ausgezeichneter Flieger. Seine Flügel sind kurz und abgerundet, was ihm eine hohe Manövrierfähigkeit verleiht. Der Eisvogel kann schnell fliegen, enge Kurven fliegen und plötzliche Richtungswechsel vollziehen. Diese Flugfähigkeiten sind besonders wichtig, um auf seine Beute zu reagieren.

Anpassung an Wasserlebensräume

Der Eisvogel ist eng mit Gewässern verbunden und hat verschiedene Anpassungen entwickelt, um in diesen Lebensräumen erfolgreich zu sein. Sein Gefieder ist wasserabweisend, um den Körper trocken zu halten, und er hat spezielle Augenlider, die seine Augen beim Tauchen schützen. Die kurzen Beine und die kräftigen Füße sind ideal für das Festhalten an Ästen.

Territoriales Verhalten

Der Eisvogel ist ein territorialer Vogel, der sein Revier vehement verteidigt. Sowohl Männchen als auch Weibchen markieren ihr Revier mit Lautäußerungen und durch Flugvorführungen. Der Eisvogel zeigt sein territoriales Verhalten auch durch Verfolgungsflüge gegenüber Eindringlingen.

Eisvogel (Alcedo atthis) Bild: Jürgen Schneider

Brutverhalten

Das Brutverhalten des Eisvogels ist faszinierend und zeigt eine hohe Investition von Zeit und Mühe seitens der Eltern, um den Fortbestand der Art zu sichern. Hier ist ein detaillierter Einblick in das Brutverhalten des Eisvogels:

Paarbildung

Der Eisvogel bildet monogame Paare, die normalerweise ein Leben lang zusammenbleiben. Vor der Paarung führen Männchen und Weibchen oft beeindruckende Balzrituale durch. Das Männchen zeigt dem Weibchen verschiedene Futtersignale und zeigt seine leuchtenden Farben. Nach einer erfolgreichen Paarung suchen sie gemeinsam nach einem geeigneten Brutplatz.

Brutzeit

Die Brutzeit des Eisvogels erstreckt sich von April bis August. In dieser Zeit suchen die Vögel nach geeigneten Uferböschungen, die aus Sand oder Lehm bestehen und sich in der Nähe von Gewässern befinden. Der Eisvogel bevorzugt Steilufer, da diese Schutz vor Feinden und Witterungseinflüssen bieten.

Bau des Nisttunnels

Das Weibchen ist hauptsächlich für den Bau des Nisttunnels verantwortlich. Mit ihrem kräftigen Schnabel gräbt sie einen horizontalen oder leicht aufsteigenden Tunnel in die Uferböschung. Der Tunnel kann eine Länge von bis zu einem Meter erreichen. Das Weibchen verwendet seine Beine, um den Tunnel freizuräumen und das lockere Material herauszubefördern. Der Tunnelbau kann mehrere Wochen dauern.

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Eiablage und Brut

Nachdem der Tunnel fertiggestellt ist, legt das Weibchen normalerweise fünf bis sieben weiße Eier ab. Die Eier werden auf einer kleinen Plattform am Ende des Tunnels gelegt. Beide Eltern beteiligen sich an der Brut, wobei das Weibchen den größten Teil der Brutzeit übernimmt. Die Brutdauer beträgt in der Regel etwa 19 bis 21 Tage.

Aufzucht der Jungen

Nach dem Schlüpfen bleiben die Jungen für weitere drei Wochen im Nest. Während dieser Zeit werden sie von beiden Elternteilen gefüttert. Die Eltern fangen kleine Fische und Insekten und bringen sie ins Nest, wo sie von den hungrigen Küken gefressen werden. Die Jungen wachsen schnell und entwickeln ihre charakteristischen Gefiederfärbungen.

Verlassen des Nestes

Nach etwa drei Wochen verlassen die jungen Eisvögel das Nest. Sie sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig flugfähig, können jedoch kurze Strecken flattern. Die Eltern begleiten die Jungen und bieten weiterhin Unterstützung und Nahrung, während sie lernen zu jagen und ihre Flugfähigkeiten zu entwickeln.

Wiederholte Brut

Der Eisvogel kann während einer Brutsaison mehrere Gelege haben. Wenn ein Gelege verloren geht, zum Beispiel aufgrund von Störungen oder Raubtieren, wird ein neuer Nisttunnel gegraben und ein neues Gelege angelegt.

Das Brutverhalten des Eisvogels zeigt eine bemerkenswerte Hingabe der Eltern, um ihre Jungen aufzuziehen. Es ist wichtig zu beachten, dass der Eisvogel aufgrund seiner schützenswerten Brutplätze und des sensiblen Brutverhaltens anfällig für Störungen ist. Daher ist es wichtig, diese Bereiche zu respektieren und zu schützen, um die erfolgreiche Fortpflanzung des Eisvogels zu gewährleisten.

Eisvogel (Alcedo atthis) Bild: Jürgen Schneider

Jagdtechnik

Der Eisvogel ist ein geschickter Jäger, der spezielle Techniken einsetzt, um erfolgreich nach seiner Hauptnahrungsquelle, Fischen, zu jagen. Hier ist ein Einblick in die Jagdtechnik des Eisvogels:

Ansitzjagd

Der Eisvogel ist bekannt für seine Fähigkeit, regungslos auf einem Ansitz zu sitzen und nach Beute Ausschau zu halten. Er wählt typischerweise einen Ast, eine Uferpflanze oder eine andere erhöhte Position nahe dem Gewässer aus. Von dort aus hat er einen guten Überblick über das Wasser und kann seine Beute gut beobachten.

Tauchjagd

Sobald der Eisvogel ein potenzielles Beutetier ausgemacht hat, erfolgt der spektakuläre Teil seiner Jagdtechnik. Der Vogel stößt sich mit kräftigen Flügelschlägen vom Ansitz ab und taucht blitzschnell ins Wasser ein. Dabei hält er seinen langen, spitzen Schnabel geschlossen und gleitet mit geschlossenen Augen durch das Wasser.

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Präzisionstauchen

Der Eisvogel ist in der Lage, die genaue Position seiner Beute im Wasser einzuschätzen, selbst wenn diese für das menschliche Auge unsichtbar ist. Dank seiner exzellenten räumlichen Wahrnehmung und seines scharfen Sehvermögens kann er sein Ziel mit bemerkenswerter Präzision anvisieren. Sobald er sich der Beute nähert, öffnet er seinen Schnabel und schnappt nach dem Fisch.

Kurze Tauchgänge

Der Eisvogel führt normalerweise kurze Tauchgänge durch, die nur wenige Sekunden dauern. Er kann jedoch auch längere Tauchgänge von bis zu 25 Sekunden unternehmen, um größere Fische zu fangen. Nach dem Tauchgang kehrt der Eisvogel oft an seinen Ansitz zurück, um die Beute zu fressen oder sie zuerst zu töten, indem er sie gegen einen harten Untergrund schlägt.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Eisvogel eine hohe Erfolgsquote bei der Jagd auf Fische hat, da er seine Techniken perfektioniert hat. Sein schneller und präziser Tauchgang ermöglicht es ihm, sich seine Hauptnahrungsquelle effizient zu sichern. Neben Fischen kann der Eisvogel auch andere Beutetiere wie Insekten, Amphibien und kleine Krebstiere jagen, wobei seine Techniken entsprechend angepasst werden.

Weitere Merkmale

Neben seiner beeindruckenden Jagdtechnik hat der Eisvogel noch weitere bemerkenswerte Fähigkeiten. Sein Gefieder ist mit einer speziellen Struktur ausgestattet, die ihm hilft, beim Tauchen kein Wasser aufzunehmen. Das Gefieder ist mit winzigen Ölpartikeln überzogen, die eine wasserabweisende Schicht bilden und dem Eisvogel ermöglichen, schnell aus dem Wasser aufzutauchen, ohne dabei durchnässt zu werden.

Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal des Eisvogels ist sein Gesang. Obwohl er normalerweise als stummer Vogel gilt, kann der Eisvogel bei der Paarung und zur Verteidigung seines Territoriums laute und klare Töne von sich geben. Sein Ruf ist ein charakteristisches, schrilles „tsiiii“ oder „tsii-tsi-tsi-tsi“, das manchmal als metallisch oder fein klingend beschrieben wird. Diese Rufe sind für andere Eisvögel eine wichtige Kommunikationsmethode.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Eisvogel eine bemerkenswerte Vogelart ist, die für ihre leuchtenden Farben, ihre beeindruckenden Jagdfähigkeiten und ihr einzigartiges Verhalten bekannt ist. Seine Anpassungen an das Leben in Gewässern, seine Fähigkeit zum schnellen Tauchen und sein spezielles Gefieder machen ihn zu einem perfekt angepassten Jäger. Der Eisvogel ist ein wertvoller Teil der natürlichen Ökosysteme und verdient unsere Aufmerksamkeit und unseren Schutz, um sein Fortbestehen und seinen Lebensraum zu sichern.

Eisvogel (Alcedo atthis) Bild: Jürgen Schneider

Gefährdung

Nachdem in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts viele Begradigungen von Füssen und Bächen vorgenommen wurden, hat man alternativ künstliche Eisvogelwände mit vorinstallierten Brutröhren gebaut, was als Ersatz für natürliche Uferböschungen mal mehr, mal weniger funktionierte (angenommen wurde). Heute sind die Gefährdungen überwiegend durch a) wechselnde Pegel der Flüsse und anliegende Gewässer während der Brutzeit und b) wenige, sehr kalte Perioden im Winter (Eislage) bedingt.

Naturgucker.de

Weitere Fakten zum Eisvogel, sowie viele Bilder findet Ihr unter:

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2 Comments

  1. Hallo Michael, in der Rhein-Main Region hängt der Bestand des Eisvogels wesentlich von a) wechselnden Pegeln der Flüsse zur Brutzeit und b) von milden bzw. kalten Wintern ab – Fluss- und Bachbegradigungen waren in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ein Problem. Deshalb versuchte man vielerorts mit künstlichen Eisvogelwänden Alternativen zu einer natürlichen Uferböschung zu schaffen. Vielleicht willst Du das noch aufnehmen unter dem Thema „Gefährdung“? Ansonsten ein sehr informativer Artikel über diesen attraktiven Vogel. LG Frank
    PS: Als Webseite habe ich mal auf die Art-Info beim NABU|naturgucker verwiesen. Da stehen nochmals viele Fakten und es gibt viele Fotos zu dieser Art…

    1. …sehe gerade, dass es nicht im Kommentar mitgenommen wird, hier der Link zur Art nochmals: https://nabu-naturgucker.de/?art=2021400500

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