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Einmal mit dem Rad um den Bodensee fahren. Das war seit langem schon ein kleiner Traum von mir und 2019 konnte ich mir diesen erfüllen! Sowohl Ober- als auch Untersee waren Bestandteil der Tour, denn idyllische Orte wie Stein am Rhein sollten auf jeden Fall mit auf´s Tourprogramm! Heraus kam eine meiner vielleicht schönsten Radtouren bisher, in acht wundervollen Etappen, eine schöner als die andere!
Acht Tagesetappen, 10 Tage Urlaub, insgesamt 255 Kilometer und weit über 500 Fotos… Ein paar nüchterne Zahlen nach einer unglaublich schönen Tour! Nach einigen kurzen Einleitungen werde ich diesen Reisebericht so aufbauen, dass er chronologisch unserer Radtour folgt.
Dabei stelle ich die Etappen und Orte, in denen wir übernachtet haben vor und fasse Ausflüge und Highlights kurz zusammen. Damit der Artikel nicht zu lange wird, habe ich mich entschlossen, in einem weiteren Artikel auf die Hotels und Gasthäuser, in denen wir übernachtet haben, einzugehen. Diesen findet Ihr hier:
Der Bodensee-Radweg
Vorwort
Auf unserer Tour fuhren wir quasi zwei Runden. Die erste führte uns um den Obersee. Von Konstanz ging es, mit einem Ausflug auf die Insel Mainau nach Uhldingen. Anschließend über Friedrichshafen, Lindau und Arbon wieder zurück nach Konstanz. In der zweiten Runde fuhren wir dann um den Untersee. Es ging zuerst nach Stein am Rhein und Radolfzell, bevor wir die letzte Nacht abermals in Konstanz verbrachten. Insgesamt fuhren wir knappe 255 km um den Bodensee.
Beschilderung
Das offizielle Bodensee-Radweg-Logo ist in allen drei Ländern Deutschland, Österreich, Schweiz einheitlich ein Radler mit blauem Hinterrad. Allerdings muss man sich an verschiedene Farben gewöhnen, was die Radweg-Beschilderung angeht.
Dies ist allerdings kein Problem. Nicht nur die Radwege an sich, sondern auch die Beschilderungen zu den Ortschaften ist nahezu perfekt. Eine Gefahr, sich zu verfahren besteht praktisch nicht.
Streckenführung
Vor der Strecke, beziehungsweise vor großen Steigungen auf dem Weg um den Bodensee muss man sich keine Gedanken machen. Der Radweg verläuft nahezu steigungsfrei. Lediglich kurze Anstiege sind zu meistern, die aber nicht wirklich lange andauern. Allgemein muss ich sagen, dass das komplette Radnetz um den Bodensee wirklich sehr gut ausgebaut ist, egal ob in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz.
Es gibt sehr viele Fahrradstraßen, ja, beinahe schon Fahrrad-Autobahnen und der Radverkehr wird so gut es geht von den Hauptstraßen weg geführt. Es gibt Ortschaften oder einige Stadtteile mit wenig Verkehr, in denen man sich die Straße mit Autos teilen muss, dies ist allerdings nicht die Regel.
Etappe 1: Konstanz – Uhldingen
Am ersten Tag war Ankunft in Konstanz am Bodensee. Der Weg vom Bahnhof zum Hotel war nicht schwer zu finden und Konstanz ist, wenn man sich erst einmal ein klein wenig auskennt auch sehr gut für Radfahrer ausgelegt. Es gibt reine Fahrradbrücken und es wird so gut es geht versucht, den Radverkehr von den Straßen fern zu halten, was auch gut gelingt.
Aufgrund der Tatsache, dass wir uns Mainau anschauen wollten und von Uhldingen aus einiges an Ausflügen geplant hatten, entschlossen wir uns, die erste Etappe hauptsächlich mit Fähren zurück zu legen. So buchten wir von Konstanz aus eine Fahrt zur Insel Mainau und anschließend eine Überfahrt direkt nach Uhldingen. Damit waren am ersten Tag zwar nicht viele Kilometer zu fahren, wir hatten aber dafür ein volles Programm.
Insel Mainau
Unser erster Sightseeing-Stopp, nachdem wir am Vorabend erst einmal einen grandiosen Biergarten in Konstanz testeten, welchen wir nicht das letzte mal besuchten. Die Insel Mainau bietet eine Vielzahl an Attraktionen und Naturerlebnissen. Es gibt Insel-Restaurants, Cafés und Imbisse. Es ist ganzjährig geöffnet, täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet.
Sie ist die drittgrößte Insel des Bodensees und ist auch über eine Brücke zu erreichen. Mainau gilt als „Blumeninsel im Bodensees“ und bietet wunderbare großzügige Gartenanlagen, sowie eine große Anzahl an seltenen und wertvollen Laub- und Nadelbäumen. Darunter befindet sich einer der „ältesten“ Urweltmammutbäume Deutschlands.
Weiterhin findet man neben einem Rosengarten, einem Schmetterlings- und einem Palmenhaus auch viele Angebote für Kinder, einen großen Spielplatz und auch einen Streichelzoo. Auf der Insel kann man sehr schöne Spaziergänge unternehmen und man sollte auch ein bisschen Zeit mitnehmen, denn mit € 21,50.- Eintritt ist dieser nicht gerade geschenkt und man sollte dann entsprechend natürlich nicht „eben mal nur schnell drüber rennen“.
Wir hatten einige Stunden Zeit, so dass wir gemütlich über die Insel schlendern und die Gärten und Anlangen bewundern konnten. Besonders gut hat mir der Rosengarten gefallen, in dem zig verschiedene Züchtungen wuchsen.
Fahrräder sind auf der Mainau prinzipiell nicht gestattet und müssen vor den Eingangstoren angeschlossen werden. Das ist aber auch nicht weiter schlimm. Es finden sich gute Abstell- und Abschließmöglichkeiten und unsere Taschen durften wir im Kassenhäuschen problemlos deponieren. Die Mitarbeiterinnen vor Ort waren sehr freundlich und entgegenkommend. Dafür ein ganz großer Daumen nach oben!
Affenberg Salem
Nach der Überfahrt nach Uhldingen mussten wir noch ein bisschen radeln, denn unser Hotel lag im Stadtteil Mühlhofen, ein paar Kilometer im Landesinneren. Nachdem wir eingecheckt waren ging es direkt wieder auf die Räder und wir fuhren Richtung Salem. Vom Uhldinger Hof waren es gerade einmal 15 Minuten Fahrt, bis wir am Affenberg ankamen.
Der Affenberg Salem ist nicht nur eine Touristenattraktion, auch leistet er wertvolle Arbeit im Naturschutz und der Arterhaltung, denn die Berberaffenpopulation ist in den letzten 25 Jahren dramatisch eingebrochen. Schätzungen gehen von weit weniger als 10.000 freilebenden Berberaffen aus. Hauptgründe für den Rückgang der Populationen ist die Zerstörung des Lebensraumes aber auch der illegale Handel mit Berberaffenbabys.
Die Tiere vom Affenberg bilden somit auch einen wertvollen Reservebestand. In der Vergangenheit konnten bereits ganze Gruppen wieder ins Freiland in Nordafrika ausgesiedelt werden. Die optimale Haltung am Affenberg erlaubt den Tieren ein naturgemäßes Leben. Der Besucher erlebt die Tiere nicht nur in natürlicher Umgebung, sondern kann auch deren natürliches Verhalten beobachten.
Ein Rundweg führt durch das etwa 20 Hektar große Waldgebiet, in dem über 200 Berberaffen leben. Die Affen dürfen mit speziell zubereitetem Popcorn gefüttert werden, welches man beim Betreten der Anlage erhält. Weitere Highlights sind die Storchenkolonie und zahlreiche Wasservögel und Fische entlang des malerischen Weihers.
Mehr Informationen: affenberg-salem.de
Nachdem wir uns mit den Affen angefreundet hatten und wieder zurück im Hotel waren fuhren wir mit dem Bus Richtung Hafen und ließen uns in einem kleinen Biergarten nieder. Später am Abend blieb nur noch die Alternative, mit dem Taxi zurück mach Uhldingen-Mühlhofen zu kommen, was jedoch mit wenigen Euros zu begleichen war. Zu unserer Überraschung wurden wir bereits beim Einchecken darauf hingewiesen, dass am Abend das jährliche Dorffest stattfindet (denn auch das Hotelpersonal war dort, daher gab es den Hinweis, dass das Restaurant an dem Abend aus diesem Grund geschlossen bleibt). Also beschlossen wir, den Abend ebenfalls dort ausklingen zu lassen und die ansässigen Sportvereine ein wenig finanziell zu unterstützen.
Pfahlbautenmuseum
Nach dem Frühstück ging es am dritten Tag vor der Weiterfahrt nach Friedrichshafen zuerst noch in das Pfahlbautenmuseum in Uhldingen. Dieses rekonstruierte Dorf liegt nicht unweit des Hafens und ist auch vom See aus bereits während der Anfahrt zu sehen. Der Eintritt kostet € 10.- pro Person für Erwachsene.
Die angebotene klassische Führung dauert etwa 30 Minuten. Man wird durch ausgewählte Häuser der rekonstruierten Pfahlbaudörfern der Jungsteinzeit und der Bronzezeit geführt. Begleitet wurden wir dabei von einer geschulten Besucherführerin, die uns mit allerlei Geschichte aus der Stein- und Bronzezeit (4.000 bis 850 v. Chr.) am Bodensee versorgte.
Bereits im Jahre 1922 wurden vom Pfahlbauverein Unteruhldingen unter wissenschaftlicher Beratung des urgeschichtlichen Institutes Tübingen in Unteruhldingen die ersten zwei Pfahlbauhäuser gebaut. Nach und nach wurde das Dorf durch weitere Funde erweitert. Heute können auch die Werkstätten des Töpfers, des Bronzegießers, das Haus des Hirten oder des Dorfoberhauptes besichtigt werden. Hier werden lebensecht wirkende Szenen aus dem Leben der Pfahlbauer vor 3000 Jahren gezeigt. Super interessant. Wenn man vor Ort ist, sind die € 10.- Euro wirklich eine sehr gute Investition! Auch sind nicht ohne Grund die Pfahlbau-Fundstellen rund um die Alpen UNESCO Weltkulturerbe. Auch aktuell werden Fundstücke nach wie vor dort zusammengetragen.
Mehr Informationen: pfahlbauten.de
Etappe 2: Uhldingen – Friedrichshafen
Nach dem Besuch des Pfahlbaumuseums ging es dann auf die zweite Etappe, auf der dann auch ein paar Kilometer vor uns lagen Richtung Friedrichshafen. Nach wenigen Minuten kamen wir aber erst einmal in Meersburg an, wo wir unsere Räder in die Oberstadt schoben, um uns die Burg anzusehen und einen wunderbaren Ausblick über den Bodensee zu genießen. Später machten wir noch einen kurzen Stopp in Immenstaad, denn hier war gerade ein Street-Food-Festival im Gange.
Burg Meersburg
Die Burg Meersburg gilt als älteste bewohnte Burg Deutschlands. Weiterhin bietet sie ein Museum, in dem mehr als 30 eingerichtete Räume besichtigt werden können. Wir selbst waren nicht in der Burg und haben sie nur von außen bewundert. Der Eintritt ist mit € 12,80.- allerdings moderat und die angebotenen Themenführungen mit einer Dauer von rund 20 Minuten sind kostenfrei.
Friedrichshafen
In Friedrichshafen angekommen bezogen wir unsere Zimmer in einem schönen Hotel mit einer super Lage. Lediglich eine Hauptstraße trennte uns von der Strandpromenade. Bevor wir dort hin gingen, nutzen wir aber erst einmal die Zeit und das schöne Wetter und sprangen das erste Mal in den Bodensee. Eine öffentliche, gut frequentierte Badestelle vor dem Zeppelin-Haus lag nur wenige Minuten vom Hotel entfernt.
Später gab es dann erst eine Runde Minigolf, in der ich mich knapp geschlagen geben musste, dann liefen wir eine Runde über die Promenade, auf der auch gerade das Interkulturelle Freundschaftsfest in Friedrichshafen stattfand. Später wurde der Tag mit einem richtig guten Wurstsalat in zwei Varianten beendet.
Etappe 3: Friedrichshafen – Lindau
Nach dem Frühstück ging es direkt wieder auf die Räder und wir starteten Richtung Lindau, wo unsere nächste Station auf uns wartete. Die Streckenführung wurde nach dem industrielastigen Friedrichshafen wieder ruhiger und führt auch hier auf gut ausgebauten Radwegen nahezu pausenlos dicht am See entlang.
Schloss Montfort
Auf dem Weg nach Lindau liegt die Stadt Langenargen mit dem Schloss Montfort. Wikipedia sagt, einst unter dem Namen Villa Argena geplant, sollte es König Wilhelm I. von Württemberg als Lustschloss dienen. Diese Könige… Jedenfalls legten wir hier einen kleinen Fotostopp ein.
Später kamen wir auf der Strecke noch durch Wasserburg, ebenfalls eine schöne, kleine Stadt, bevor die Lindau erreichten. Wir hatten das Glück, direkt auf der Insel wohnen zu können, also folgten wir der Bahn bis direkt in die Fußgängerzone der Insel, in der unser Hotel lag. Erwähnenswert aus deshalb, weil es zwar ein völlig unscheinbares Hotel ist, allerdings als späterer „Sieger“ in unserem Hotelvergleich hervor ging.
Lindau
Lindau hat ca. 24 000 Einwohner und ist die südwestlichste Stadt des Freistaates Bayern. Sie besteht aus der sog. „Gartenstadt“ auf dem Festland und der Inselstadt, die durch eine Brücke und einen Bahndamm verbunden sind.
Da wir noch etwas Zeit hatten bevor wir einchecken konnten, verstauten wir erst einmal Räder und Gepäck im Hotel und machten uns auf den Weg, die kleine Insel zu erkunden. Lindau hat meiner Meinung nach einen der schönsten Häfen am Bodensee. Die Hafeneinfahrt wird vom neuen Leuchtturm von 1856 auf der Westseite und vom Bayrischen Löwen auf der Ostseite flankiert. Der Leuchtturm ist für Besucher von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Im Hintergrund blickt man Richtung Voralberg.
Anschließend machten wir noch eine kleine Tour mit dem „Insel-Bähnle“. Diese fährt im Stundentakt quer über die Insel und man bekommt einige Gebäude vorgestellt. Interessant, wenn man sich einen schnellen, ersten Eindruck verschaffen will oder schauen möchte, welche Ecken man später noch per Fuß erkunden möchte. Die Fahrt kostet € 6.- Euro.
Biergarten Eil-Gut-Halle
Ein Tipp, wenn man in Lindau schön sitzen und eine Kleinigkeit essen oder trinken möchte ist der Biergarten der Eil-Gut-Halle. Zu finden ist dieser im Hafen, vis a vis zum neuen Leuchtturm. Man sitzt hier sehr gut, direkt am Wasser und kann wunderschön Richtung Österreich und den Alpen blicken.
Später am Abend suchten wir uns noch ein klasse Restaurant zum Abendessen, von dem wir einen wundervollen Blick auf den Hafen hatten und so ging auch dieser Tag zu Ende. Nach einem weltklasse Frühstück am Morgen des fünften Tages brachen wir Richtung Österreich auf.
Etappe 4: Lindau – Arbon
Bregenz
Eigentlich hatte ich den großen Wunsch, in Bregenz einen Zwischenstopp einzulegen und mit der Pfänderbahn einmal hoch auf den Pfänder zu fahren. Leider fanden wir vor Ort einen Hinweis vor, der aussagte, dass die Bahn aufgrund von unvorhersehbaren Servicearbeiten geschlossen ist. Das tragische war, dass der Hinweis genau von diesem Tag stammte, einen Tag früher und wir hätten noch einmal nach oben fahren können. Sei´s drum, auf diese Weise gibt es schon mal einen Grund mehr, den Bodensee nicht das letzte mal besucht zu haben.
Kurz nach dem Bahnhof führt der Radweg – wie auch schon vorher – direkt am Wasser entlang und man kommt an der berühmten Seebühne von Bregenz vorbei. Eine Besichtigung der Tribüne war aufgrund von gerade anstehenden Proben ebenfalls nicht möglich. Bregenz mochte uns an diesem Tag einfach nicht. Wenn man aber dem Ganzen etwas positives abgewinnen will kann man sagen, wir haben Zeit gespart auf dem Weg zu unserem nächsten Hotel in Arbon.
2000. Kilometer
Ein kurzer, persönlicher Einschub: Auf der Strecke Lindau-Arbon konnte ich außerdem ein kleines, persönliches Highlight verzeichnen. Denn nach 81 Kilometern auf dem Bodensee-Radweg knackte ich die 2000-Kilometer-Radreise-Marke. Nach inzwischen Neckar-, 2x Rhein-, Tauber-, Altmühl-, Main- und Barbarossa-Radweg ein Meilenstein, auf den ich auch ein klein bisschen stolz bin und dies sicher auch sein darf.
Erwähnenswert vielleicht noch, dass ich auf diesen 2000 Kilometern nicht einen einzige Plattfuß hatte und auch – danke gigantischer Unterstützung bei Wartungen – sonst keine Probleme, Schäden, Stürze oder Sonstiges. Klopf…, Klopf…, Klopf…
Arbon
Nach Bregenz führt der Radweg über einige Teile ins Landesinnere, was schlicht daran liegt, dass man dort den Rheinkanal umfahren muss. Aber auch hier findet man herrliche Strecken, eine ebenerdige Wegführung und schöne Aussichten vor. Über eine kleine, unscheinbare Holzbrücke gelangt man auf die Schweizer Seite, nicht ohne darauf hingewiesen zu werden, nur verzollte Waren mitführen zu dürfen. Nun, alles was ich in die Schweiz mitnahm, hab ich auch wieder mit raus genommen…
Die mit 14 000 Einwohnern drittgrößte Stadt des Thurgaus ist bekannt für ihren Most aus dieser Region, welcher als Spezialität gilt. Bis 1987 wurden hier die berühmten Saurer-Fahrzeuge hergestellt, die noch heute von der Schweizer Armee genutzt werden. Dort angekommen stellten wir sehr schnell fest, dass dies der bis dato teuerste Aufenthalt in unserem Urlaub werden würde. Da wir deutlich früher als geplant ankamen nutzen wir die Gelegenheit, im nahe gelegenen Strandbad nach den 55 Kilometern an diesem Tag auszuspannen und uns im Bodensee abzukühlen.
Die Lage des Hotels, nur wenige Meter zum Ufer entfernt sprach für den Ausklang des Tages in der vorhandenen Outdoor-Lounge des Hotels, um das teuerste Schnitzel meines Lebens zu verdauen.
Die Gute Nachricht lautet, ein Bier kostet dort gerade mal so viel wie ein Beilagensalat. Die schlechte Nachricht dabei ist, für diesen bezahlt man eben mal schnell acht Franken. Viel mehr muss an dieser Stelle nicht zu Preisen gesagt werden, denn schließlich weiß man ja auch vorher, wo man ist und das die Schweiz kein Schnäppchenland ist.
Etappe 5: Arbon – Konstanz
Am sechsten Tag führte unsere Radtour zurück nach Konstanz. Die erste Runde, um den Obersee hatten wir damit hinter uns gebracht. Eine super Runde. In Konstanz selbst nutzen wir dann den Tag, um die Innenstadt zu erkunden. Nachdem wir am ersten Tag eigentlich nur am Hafen waren, stand nun die Stadt selbst auf dem Programm. Konstanz ist der Dreh- und Angelpunkt am Bodensee, dementsprechend ist hier auch sehr viel los.
Sehr gut und wirklich günstig gegessen haben wir an dem Abend im oder am „Turm“, einem Lokal, direkt neben dem Schnetztor, einem Eingang zur Altstadt.
Tagesangebot: Ein gutes Rindergulasch mit handgeschabten Spätzle, dazu ein Beilagensalat und vorher noch eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses, alles zusammen für € 11,50.- und wirklich sehr lecker, da konnten wir nichts falsch machen.
Etappe 6: Konstanz – Stein am Rhein: Die schönste Etappe!
Die folgenden Tourenabschnitte waren für mich definitiv die schönsten der ganzen Reise um den Bodensee. Man sollte auf jeden Fall die Runde um den Untersee fahren! Sobald man aus Konstanz raus ist, fährt man direkt wieder auf klasse ausgebauten Radwegen und auf dem Weg nach Stein am Rhein hat man den See beinahe immer rechts im Blick.
Es gibt quasi keine Steigungen, lediglich einige km vor Stein gibt es einen knackigen aber sehr kurzen Anstieg. Ansonsten ist das Fahren hier Genuß pur! Auch bieten sich unterwegs viele wunderschöne Möglichkeiten für Zwischenstopps mit herrlichen Aussichten an.
Stein am Rhein
Stein hat ca. 3 000 Einwohner und gehört zum Kanton Schaffhausen. Die Stadt liegt zu Füßen der Burg Hohenklingen, einer bestens erhaltenen Burg, welche aus dem 13. Jahrhundert stammt. Es war für mich die schönste Zwischenstation auf unserer Radreise. Die Innenstadt ist im wahrsten Sinne des Wortes malerisch. Überall zieren Malereien und Verzierungen die alten Häuser. Die Gegend rund um den Rhein ist wunderschön und bietet auch so manch gut beschilderten Wanderwege rund um Stein am Rhein.
An allen Häusern sind kleine Tafeln angebracht, welche die jeweilige Geschichte des Hauses erzählen. Super Interessant! Kleiner Randfakt: Die Ursprünge der Schmucker Brauerei bei uns im schönen Odenwald gehen auf einen nach dem 30-jährigen Krieg ausgewanderten Schweizer zurück. Ulrich Schönberger aus dem Histertal in der Schweiz kaufte im Mossautal einen verwaisten Hof, später braute dort sein Ur-Urenkel Johann Nikolaus Schönberger, genannt „Hirschwirt“ das erste Bier für den eigenen Bedarf.
Stadtführung mit der Krämerin
Als wir vor dem Hotel ankamen fiel uns direkt eine kleine Werbetafel vor der benachbarten Touristen-Info auf: „Stadtführung mit der Krämerin, 16:00 Uhr“. Wir beschlossen, teilzunehmen und es war eine super Entscheidung. Vor unserer kleinen Gruppe aus etwa 8 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stellte sich Claudia vor, die während der Führung in ihre Alter Ego Rolle einer Krämerin aus dem 19. Jahrhundert schlüpfte und bei einer Runde durch Stein am Rhein allerlei ihrer Handelsware mit unserer Hilfe an den Mann, bzw. an die Frau zu bringen versuchte. Das war richtig toll gemacht. Als wir während der Stadtführung im alten Spital waren, kam sogleich eine Kollegin, mit der ein Verkaufsgespräch, anlässlich der Austeuer der zukünftigen Schwiegertochter geführt wurde. Herrlich. Richtig gut und sympathisch gespielt und vorgetragen.
Später konnten wir im Rahmen der Führung noch in den Lindwurm, das Stadtmuseum, dessen Hinterhof noch zu 100% erhalten werden konnte, wie einst im 19. Jahrhundert. Abgerundet wurde die Führung mit allerlei Informationen zur Stadt Stein am Rhein selbst aber auch zu Herrscherfamilien und viel geschichtlichem Hintergrund zur Gegend und auch dem Bodensee allgemein.
Auch sehr interessant und vor allem klasse konzipiert war, dass die Figur, welche als Alter Ego hier dargestellt wurde auf einer echten Person beruht. Eine Fotografie dieser Dame, einer gebürtigen Italienerin wurde uns auch vorgestellt, inklusive der Geschichte rund um sie und ihr Leben als Krämerin in Stein am Rhein.
Uferlos
Die Schweiz ist teuer. Das hatten wir in Arbon bereits bestätigt bekommen. Zu meiner Überraschung waren die Preise in Stein allerdings sehr moderat, wenn nicht sogar günstig. Für den Abend hatten wir uns einige Empfehlungen geben lassen, unter anderem das „Uferlos“, direkt unten am Rhein.
Beschrieben wurde uns das Lokal so, dass es noch recht neu wäre und versuche, konzeptionell etwas andere, neue Wege zu gehen, sprich mit neuen Ideen versuche, sich einen Namen zu machen. Zu unserer Überraschung fanden wir auf der Karte Preise, die sich durchaus mit denen auf deutschen Karten vergleichen lassen.
Keine Schnitzel für 25.- Franken oder ähnliches. Auch die Getränkeauswahl war prima, wir fanden sogar einen aus der Schweiz stammenden „Äppler“, welcher einfach als Saft bezeichnet wurde (haha!).
Zum Abendessen wurde uns ein Tagesgericht angeboten. Rindfleisch im Ciabatabrot mit einem Beilagensalat dazu. Es war mindestens genau so lecker, wie es auf dem Bild aussah und mit 15.- Franken (etwa € 13,50.-) auch wirklich günstig.
Man sitzt sehr gemütlich, kann auf den Rhein schauen, das Personal war super freundlich und aufmerksam und als nach und nach alle anderen Biergarten ringsherum schlossen, war hier noch bis Mitternacht Betrieb. Wenn Ihr mal dort seid, probiert es mal aus!
Etappe 7: Stein am Rhein – Radolfzell
Um von Stein am Rhein nach Radolfzell zu kommen gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten. Man kann am See entlang über Geienhofen fahren oder man nimmt die Route über Ramsen und dann runter bis nach Moos. Wir entschieden uns für letzte Variante und wurden belohnt.
Nach Überquerung der EU-Außengrenze von der Schweiz nach Deutschland konnte man quasi bis runter zum Bodensee einfach rollen. Wenn man mal minutenlang mit 30-40 km/h gediegen bei fantastischen Aussichten fahren möchte, muss man diesen Weg wählen – Traumhaft!
Rundfahrt mit der Helio
Nachdem wir die Zimmer bezogen hatten fuhren wir eine Runde mit dem Helio-Schiff, einem Solarboot. Die Helio ist das größte Solarschiff auf dem Bodensee und bietet immer freitags kleine Rundfahrten mit der Dauer von etwa einer Stunde an.
Da wir an einem Freitag in Radolfzell Halt machten, nutzen wir das Angebot direkt. Während der Fahrt bekommt man noch einige technische Fakten zum Schiff erzählt und hat auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Dabei erfuhren wir beispielsweise, dass vor noch gar nicht all zu langer Zeit das Boot komplett mit neuen Speichermodulen ausgestattet wurde.
Das alles ist sehr familiär und das Boot wird auch mehr als Hobby, wie als Existenzgrundlage betrieben, was das Ganze nicht weniger sympathisch macht. Es werden auch Gruppenreisen, Weinverkostungen und Sondernveranstaltungen angeboten, es gibt Kooperationen mit dem Nabu und man kann als Gruppe auch das Schiff mieten.
Etappe 8: Radolfzell – Konstanz
Auf unserer letzten Etappen legten wir noch einmal rund 20 km zurück, um ein drittes mal im Hotel in Konstanz einzuchecken. Auch dieser Abschnitt ist sehr leicht zu befahren und dank guter Beschilderung findet man ohne Probleme nach Konstanz. Für den letzten Tag hatten wir uns allerdings noch ein Highlight aufgespart.
Therme Meersburg
Nachdem wir bereits gegen Mittag aus Radolfzell kommend in Koblenz eingecheckt hatten, fuhren wir direkt mit dem Bus bis nach Staad, zur Autofähre Konstanz – Meersburg und querten abermals den Bodensee. Ziel war die Meersburg-Therme, die ich im Vorfeld bereits mehrfach empfohlen bekam. Und diese Empfehlungen waren sogar noch untertrieben!
Das Schwimmbad an sich interessierte uns wenig, es ging direkt in die Saunalandschaft. Drei, den Pfahlbauten in Uhldingen nachempfundenen Außensaunen bilden in der Meersburg-Therme das Herzstück der Saunalandschaft. Stündlich finden dort verschiedene Aufgüsse statt, die teils wirklich sehr unterhaltsam abgehalten werden.
Das wahre Highlight ist hier allerdings, dass man zum Abkühlen nicht einfach in ein Außenbecken steigt (was man aber durchaus machen kann, es ist ein solches vorhanden), sondern per Treppe direkt in den Bodensee steigt und von dort aus ein atemberaubendes Alpenpanorama genießen kann. Das ist wirklich absolut einmalig!
Der Eintritt in die Therme ist mit € 27 Euro für eine Tageskarte inklusive Sauna auch gerechtfertigt und im Vergleich mit anderen Thermen nicht übertrieben teuer.
Nach drei Aufgüssen, maximaler Entspannung und Eindrücken, die einem einfach im Kopf bleiben werden machten wir auf dem Weg zurück zur Fähre noch einmal in Meersburg Halt, denn zu unserem Glück (oder Dank sehr gutem Timing?) startete an diesem Samstag das jährliche Meersburger Winzerfest.
Dort aßen wir noch gut zu Abend, nahmen das eine oder andere Getränk zu uns, um den durch die Saunagänge verloren gegangenen Flüssigkeitshaushalt wieder auszugleichen, bevor es wieder auf die Fähre ging, mit der wir ein letztes Mal den Bodensee überquerten.
Nach einem kurzen Ausklang in unserem – mittlerweile – Stammbiergarten in Konstanz und einer letzten Übernachtung ging es am Tag darauf wieder Richtung Bahnhof, um diese einmalige Region um den Bodensee nach 10 fantastischen Tagen Auf Wiedersehen zu sagen!
Mein Fazit: Ich komme wieder!
Karte mit Strecke und Hotels
Hier findet Ihr unsere komplette Strecke. Mit einem Klick auf das Symbol, oben links in der Titelleiste könnt Ihr die einzelnen Wegpunkte und Hotels sehen. Mit einem Klick, oben rechts könnt Ihr das Fenster groß machen und innerhalb der Karte auch navigieren oder zoomen.
Weitere Eindrücke
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Hallo Michael,
ein wirklich schöner, ausführlicher Beitrag über den Bodenseeradweg, mag ich gerne!
Du bist ja praktisch dann den ganzen gefahren…
Was würdest Du denn sagen, waren deine drei schönsten Erlebnisse/Orte am Bodenseeradweg?
Viele Grüße,
Markus
Hallo Markus,
vielen Dank!
Das ist schwierig zu beantworten, weil es einfach sehr, sehr viele Eindrücke sind, die man dort gewinnt.
Was ich spannend und faszinierend fand, ist das Gefühl aus der Kombination von Bergen & Meer, welches man dort gewinnt, zum Beispiel auf der Strecke Uhldingen – Lindau.
Die schönsten Städte für mich waren auch Lindau und definitiv Stein am Rhein. Weiterhin war der Besuch der Therme in Meersburg für mich ein Highlight, aber auch das Pfahlbautenmuseum und der Affenberg.
Viele Grüße
Der Begriff „Gartenstadt“ ist in diesem Zusammenhang irreführend. Lindau bezeichnet sich zwar selbst als „Insel- und Gartenstadt“, aber eine Gartenstadt als solche gibt es nicht, erst recht nicht auf dem Lindauer Festland. Lindau hat 2021 die Bayerische Landesgartenschau auf der sog. „Hinteren Insel“ (Der Inselteil westlich der Bahngleise) ausgerichtet, was naturgemäß mit viel Garten und Grün verbunden ist, aber es gibt eben keine „Gartenstadt“ in dem Sinne, das man einen Teil oder einen Ortsteil so bezeichnen würde.
Fun Fact: Der Lindauer Leuchtturm ist der südlichste Leuchtturm Deutschlands und der einzige Leuchtturm des Hochseebundeslandes Bayern 😉
Hallo Nina,
merci, vielen Dank für Deine Ergänzungen 🙂
Viele Grüße